Alles unverbindlich: Zuverlässigkeit wird zum Fremdwort
Die Menschen werden immer unverbindlicher – Die Generation Unverbindlichkeit. Diesen Satz liest man immer häufiger in sozialen Medien und Zeitschriften. Hauptsächlich wird diese Aussage auf Beziehungen bezogen, denn junge Menschen wollen sich in der Liebe einfach nicht mehr so schnell festlegen und versuchen, sich alles offen zu halten. Könnte ja sein, dass doch noch was „Besseres“ auf sie zukommt. Aber auch die Arbeitswelt ist von der Schnelllebigkeit und Flexibilität geprägt und scheinbar wird es immer schwieriger, Entscheidungen zu treffen und auch dazu zu stehen. Verbindlich ist überhaupt nichts mehr, sogar eine Unterschrift hat teilweise keinen Wert mehr. Von Mitarbeitern wird diese Verbindlichkeit, Mitarbeiterbindung und Engagement, kurz gesagt "Commitment" aber durchaus gefordert. Doch wie soll ein Mitarbeiter diese Werte leben, wenn das Unternehmen selbst etwas ganz Anderes vorlebt und welche Folgen ergeben sich daraus auf Mitarbeiterebene?
Emotionale Bindung und Commitment
Eine Studie, die ich in meinen Artikeln bereits oft zitiert habe ist der Engagement Index von Gallup. Dieser zeigt auch für das Jahr 2016, dass lediglich 15 % aller Mitarbeiter emotional an das Unternehmen gebunden sind. Ganze 70 % sind gering gebunden und machen einfach nur das, was von ihnen verlangt wird. Würde sich eine bessere Stelle auftun, würden die meisten Mitarbeiter nicht einmal mit der Schulter zucken, um dem jetzigen Arbeitgeber den Rücken zuzukehren. Dies sind erschreckende Zahlen aber für mich sind sie alles andere als überraschend.
Alles unverbindlich!
Die meisten Unternehmen leben doch genau diese Unverbindlichkeit vor, erwarten aber im Gegenzug Commitment, Engagement und Loyalität von ihren Mitarbeitern. Am Personal wird als erstes eingespart, wenn die Ziele für Umsatzzahlen einmal nicht erreicht werden. Entscheidungen werden revidiert und sogar unterschriebene Verträge angefochten. Auf eine mündliche Vereinbarung kann man sowieso schon lange nicht mehr zählen, aber auch eine Unterschrift oder ein Vertrag ist eigentlich nichts mehr wert. Auf die Aussage „Ich rufe Sie zurück“ reagiert man schon gar nicht mehr, da dies sowieso nicht passieren wird. Sogar zwischen Unternehmen ist oft alles unverbindlich, Projekte oder Termine werden kurzfristig verschoben, ganz abgesagt oder thematisch komplett über den Haufen geworfen. Nicht mehr selten passiert es, dass man zu einem vereinbarten Termin fährt und dort angekommen erfährt, dass der Termin leider abgesagt werden muss, da sich der zuständige Mitarbeiter leider gerade in einem Meeting befindet, oder gerade einfach nicht verfügbar ist. Darüber hinaus passiert es immer häufiger, dass unbezahlte Vorleistungen, z.B. in Form von Projektplanungen verlangt werden, das Projekt dann aber doch abgesagt wird und man am Aufwand sitzen bleibt. Wie viel zählt denn noch ein abgesprochener Termin, ein vereinbares Meeting oder die Unterschrift auf einer Projektvereinbarung?
Entscheidungen hinauszögern
Entscheidungen zu treffen und dann auch dazu zu stehen ist in vielen Unternehmen ein tatsächliches Problem. Man will keine falsche Entscheidung treffen, deshalb werden diese immer wieder hinausgezögert und man will sich nicht festlegen. Viele Mitarbeiter hängen dabei in der Luft, sie wissen nicht, wie lange sie noch im Unternehmen arbeiten werden, können Aufgaben nicht erfüllen, weil die "Entscheider" noch keine Entscheidung getroffen haben und am Ende doch wieder alles anders ist, als zuvor geplant. Das hat nichts mehr mit Flexibilität zu tun, sondern eher mit der Angst vor Entscheidungen, Unzuverlässigkeit und Unverbindlichkeit. Das Hinauszögern oder das Revidieren von Entscheidungen frustriert Mitarbeiter gewaltig und äußert sich in Unzufriedenheit, geringem Engagement und der oben angesprochenen geringen emotionalen Bindung an das Unternehmen.
Folgen von Unverbindlichkeit
Unverbindlichkeit oder das Weglaufen vor Entscheidungen vonseiten der Führungskraft hat oft schwerwiegende Folgen auf der Mitarbeiterebene.
Unzufriedenheit und geringe Wertschätzung
Eine versprochene Gehaltserhöhung wird nicht umgesetzt, Termine mit Mitarbeitern werden verschoben oder ganz abgesagt. Projekte, in die bereits einiges an Planung und Zeit geflossen ist, werden ohne gute Begründung wieder abgesagt. Diese unverbindlichen Verhaltensweisen von Führungskräften haben negative Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter, da durch die fehlende Zuverlässigkeit oft der Eindruck bei Mitarbeitern entsteht, nicht wertgeschätzt zu werden.
Frustration und Demotivation
Ist auf das Wort der Führungskraft oder des Geschäftsführers kein Verlass mehr, steigt die Frustration der Mitarbeiter. Gerade wenn Entscheidungen immer wieder geändert werden, Mitarbeiter darüber viel zu spät informiert werden und unnötig viel Arbeit in Aufgaben stecken, die am Ende sowieso wieder umgeschmissen werden, steigt die Demotivation. Weiß man im Vornhinein schon, dass die eigene Arbeit sowieso verschwendet wird, ist die Motivation nicht sehr groß, überhaupt damit anzufangen.
Geringe emotionale Bindung
Lässt man Mitarbeiter bezüglich ihrer Zukunft im Unternehmen zu lange in der Luft hängen, nimmt die emotionale Bindung stetig ab. Wird zum Beispiel die Entscheidung, ob ein Mitarbeiter übernommen oder ein Arbeitsvertrag verlängert wird ständig verschoben, steigt die Unsicherheit der Mitarbeiter. Dies äußert sich oft in einem Rückgang der emotionalen Bindung zum Unternehmen und in Resignation durch gefühlte Aussichtslosigkeit.
Hohe Fluktuation
Diese Unsicherheit führt dazu, dass sich Mitarbeiter um andere Stellen umschauen. Sobald sie dann etwas Besseres gefunden haben, zögern sie nicht, ihren Job zu wechseln. Verständlicherweise, denn das Unternehmen würde genauso wenig Rücksicht auf die Mitarbeiter nehmen, wenn es darum geht, Personal abzubauen. Leider verlassen meist die besten Mitarbeiter als erstes das Unternehmen und Schlüsselpositionen gehen verloren.
Der Leitsatz „alles unverbindlich“ zieht sich durch fast alle Bereich des Unternehmens und hat meistens einen bitteren Beigeschmack. So sehr wir auch die neu gewonnene Flexibilität in der Arbeitswelt schätzen, der Mensch braucht Strukturen, auf die er sich verlassen kann. Nimmt man Mitarbeitern diese Basis an Zuverlässigkeit, äußert sich dies in Unsicherheit, Demotivation und Frustration. Auch zwischen Unternehmen sollte die Verbindlichkeit wieder stärker bedacht werden. Für Kleinunternehmen ist diese gelebte Unverbindlichkeit von Großfirmen oft der Untergang, wenn zum Beispiel Vorleistungen erbracht werden, die am Ende doch nicht in Anspruch genommen und/ oder nicht bezahlt werden.
Ich würde mich sehr freuen, mit Ihnen über dieses Thema zu diskutieren! Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit der Unzuverlässigkeit und Unverbindlichkeit von Arbeitgebern gemacht? Ist dies einfach eine normale Entwicklung durch erhöhte Schnelllebigkeit und Flexibilität am Arbeitsmarkt, oder will einfach jeder das Beste für sich selbst herausholen, ohne an die Konsequenzen für andere zudenken? Kann es auch sein, dass ich den Unternehmen Unrecht tue und sich diese lediglich auf die Sprunghaftigkeit der flexiblen Mitarbeiter von heute einstellen möchten? Schreiben Sie einfach Ihren Kommentar unten in die Comment Box, ich freue mich auf einen Austausch mit Ihnen!
Der Aufbruch zur Wahrheit fordert den Abschied von der Unverbindlichkeit
von Peter Cerwenka
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Kommentar von Wolfgang Rottler |
Sehr verehrte Frau Andorfer,
natürlich haben Sie recht, wenn Sie behaupten, dass persönliche, aber auch formelle Zusagen nichts mehr wert sind und Gleichgültigkeit immer mehr um sich greift. Gelebte Werte fehlen und werden immer halbherziger geheuchelt. Der Rahmen, innerhalb dem dieses Trauerspiel tagtäglich stattfindet, wird auch von der Politik vorgegeben, wo jüngst von Frau Merkel der Fraktionszwang "großzügig" zugunsten einer Gewissensentscheidung für die Abgeordneten freigegeben wurde (Ehe für alle). Die Frauen und Männer unterliegen also in der Regel stillschweigend NICHT ihrem Gewissen, sondern Machtinteressen. Seit Jahrzehnten warte ich bereits auf die Wertediskussion, die Kohl gegen Ende seiner Amtszeit angeblich initiiert hat. Was war das Ergebnis?
Ich denke. das man diesen schleichenden Werteverfall nur aufhalten kann, wenn man sich zusammentut und sich dagegen zur Wehr setzt, juristisch, mit Zivilcourage und gemeinsam. Immer wieder komme ich auf diesen Satz Lessings zurück: "Verführung (in unserem Fall: Gewöhnung) ist die wahre Gewalt".
Antwort von Carina Andorfer
Lieber Herr Rottler!
Vielen Dank für Ihr Kommentar, natürlich findet man diese Unverbindlichkeit nicht nur in Unternehmen, sondern ebenso in der Politik und anderen Bereichen des Lebens. Ich finde es einfach nur mühsam, dieses ewige hinauszögern und die Angst eine falsche Entscheidung zu treffen. Man kann nichts planen, sich auf nichts mehr verlassen, denn am Ende ist sowieso alles ganz anders. Man hat gelernt, dass es auch funktioniert, ohne eine Entscheidung zu treffen, so wie es die Österreicher so gerne machen "Schauen wir mal, dann sehen wir schon!".
Liebe Grüße,
Carina Andorfer
Kommentar von Benjamin Bartolovic |
Abschied von der Verbindlichkeit
Nachdem ich 20 Jahre lang Mathe Nachhilfe gab, habe ich diesen Service nun eingestellt. Es ist einfach nervig, wenn von 10 vereinbarten Terminen nur 1-2 wie geplant auch stattfinden und alle anderen entweder verschoben, oder ersatzlos gestrichen werden. Ich denke, es macht wenig Sinn, die Schuldfrage zu stellen... Politiker, Lehrer, Kinder, die Industrie... im Grunde hat unsere Zeit mit den heutigen, vielfältigen Möglichkeiten dazu geführt, dass wir die permanente Qual der Wahl haben... Nicht Mangel und Angebot bestimmen das Leben, sondern ein Überangebot und das Streben, nach der vermeintlich besten Wahl, zu jedem Zeitpunkt, zu jedem Moment und immer wieder neu...
So tritt ein Wandel des Wertesystems ein. Herr Rottler beschreibt es in seinem Kommentar hier als "Werteverlust". Ich denke, es gibt keinen Verlust, sondern einen Wertewandel. Vor kurzem habe ich mich mit einer Gruppe von fremden Menschen zu einem Austausch in einer Bar getroffen, zwei Tage später zum Volleyball spielen. Oder es wird kurzerhand mit ein paar Bekannten ein Start-Up gegründet... Die spontanen Entscheidungsmöglichkeiten und Freiheiten bieten auch viele Chancen, spontane Aktionen zu unternehmen.
Wenn wir trauern, um "die gute alte Zeit", dann kann das zu Leid führen. Wenn wir bereit sind, Abschied zu nehmen von der Verbindlichkeit und statt dessen die Möglichkeiten und Chancen suchen, die sich heute mehr denn je ergeben, dann können wir von der Zeit und den Veränderungen profitieren..
Hier in Karlsruhe gibt es eine Yoga Trainerin, die zwischen 20..50 Teilnehmer in ihren offenen, unverbindlichen, auf spendenbasis finanzierten Kursen hat. Das Konzept habe ich übernommen, für ein sportliches Kennenlern Treffen mit Inhalten aus der Akrobatik und dem Turnen. Schon beim ersten Treffen waren wir 12 Teilnehmer, nachdem die Aktion in kurzen Sätzen über 2 social Media Kanäle angeboten wurde. Dieses Wochenende fand das 4. Treffen statt, mit einem harten Kern aus ca. 5-7 Teilnehmern und weiteren, sporadischen 4-6. Mittlerweile kommen auch über Spenden die ersten Euros rein...
Verlassen kann ich mich bei meinem Trainingsangebot auf nichts.. nur darauf: Wenn ich nicht bereit bin, mein Angebot anzupassen, gut zuzuhören, auf die Bedürfnisse meiner Teilnehmer einzugehen.. Kurzum: Wenn ich nicht bereit bin, mein Angebot permanent zu verbessern, dann wird es jemand anderes tun und alle Teilnehmer sind wieder weg. Der Kunde ist nicht nur König, er entscheidet auch, was gemacht wird und was überlebt.
Wo Verbindlichkeit schwindet, findet oftmals Spontanität und enorme Entwicklung statt. Es ist kein Verlust. Es ist ein Wandel!
Antwort von Carina Andorfer
Lieber Herr Bartolovic!
Da haben Sie sicherlich recht, es ist ein Wertewandel.. Werte zu verlieren ist wahrscheinlich auch nicht möglich. Leider ist es nunmal so, dass nicht jeder Arbeitgeber so eine Flexibilität bieten kann. Ein Physiotherapeut lebt davon, täglich seine Patienten zu haben. Wenn dieser Abschied von der Verbindlichkeit nimmt, kommen seine Patienten, wann es ihnen gerade passt und am Ende wahrscheinlich gar nicht mehr, weil sie vielleicht doch einen günstigeren gefunden haben, oder einen der bei ihnen am Heimweg liegt. Am Ende muss er dann von 8:00 bis 20:00 Uhr in der Praxis verweilen, um darauf zu warten, dass jemand kommt? Damit alles ganz flexibel ist? Das ist doch Blödsinn.
Ist doch toll, dass man mal eben beim Stammtisch ein Start- Up gründet.. aber wieviele Start Ups gehen pleite, weil sich niemand verantwortlich fühlt, alles unverbindlich ist? Viele Gründer denken sich einfach nur "Geile Idee.. das muss groß werden" und wenn sie merken, dass auch einiges an Arbeit dahinter steckt, steigen sie wieder aus, weil es eben doch nicht läuft. Gerade Start - Ups sind davon abhängig zu Beginn verlässliche Kunden zu generieren, die nicht sofort wieder abspringen, wenn sie ein noch günstigeres Angebot rein bekommen haben, wie soll ein junges Unternehmen sonst überleben?
Sie haben sicherlich recht, wenn Sie schreiben, dass man sich in seinem Angebot ständig weiterentwickeln muss und anpassen muss.. aber wo ist hier die Grenze? Der Kunde muss nicht immer König sein, er wurde irgendwann zum König ernannt und fühlt sich auf seiner Position ziemlich sicher.. es muss aber auch noch für andere Menschen Luft zum Atmen übrig bleiben.
Liebe Grüße,
Carina Andorfer
Kommentar von Matthias von Mitzlaff |
Ich habe mich zunächst über den Artikel ein wenig geärgert, da ich keinerlei Lösungsangebote zum Problem gefunden habe.
Deshalb will ich gerne selber aktiv werden und hier etwas beisteuern.
In diesem Spiel geht es für mich vor allem um KONSEQUENZ.
Klar, wenn ich anderen ausgeliefert bin (wie die Mitforistin oben zum Thema "Nachhilfe"), ist es schwer, Verbindlichkeit einzufordern.
Aber zumindest ich selber kann diese doch sicherstellen, vielleicht nicht immer, aber oft.
Beispiel: mich nervt unglaublich, wenn in einer Whatsapp-Gruppe Mitglieder einen Termin zu-, dann wieder ab-, dann wieder zu- und schlussendlich vorher absagen. Dann doch lieber: warten und erst sehr spät zu- oder absagen.
Für mich geht es in diesem Thema auch um Klarheit und Disziplin. Wenn ich mich auf etwas festlege (z.B. ein Karriereziel), gilt es, dieses hartnäckig zu verfolgen und dran zu bleiben. Schwierigkeiten "auf dem Weg" passieren immer, das ist völlig normal.
Beispiel 2: Partnerschaft. Natürlich sind meine Partnerin und ich zwei völlig verschiedene Menschen. Und natürlich haben wir auch Konflikte und Probleme miteinander. Muss man deshalb gleich "in den Sack hauen"? Nein, ein paar Mal durchatmen, auch mal alleine drüber schlafen und sich dann wieder bewusst zusammensetzen. Hat bisher immer noch geklappt!
Wenn ich mich auf etwas festlege, dann versage ich mir all die anderen verlockenden Optionen. Richtig.
Und gleichzeitig werte ich das, auf was ich mich festgelegt habe, deutlich auf, denn ich habe etwas geOPFERt.
Und ein Opfer führt fast immer dazu, dass starke Gefühle ausgelöst werden.
Und Verbindlichkeit entsteht.
Antwort von Carina Andorfer
Hallo Matthias!
Das freut mich zu hören! Denn dann habe ich es geschafft, dich zum Nachdenken zu bringen und sogar deine Lösungsansätze mit uns zu teilen! Ich finde, nicht jeder Inhalt der Problemstellungen aufzeigt muss auch Lösungen beinhalten. Mein Ziel ist es, Menschen dazu zu bringen, sich selbst zu reflektieren und sich über verschiedene Entwicklungen in unserem Leben Gedanken zu machen. Am meisten freuen ich mich, wenn dazu ein Austausch entstehen, wie es hier der Fall ist.
Vielen Dank für die beiden Beispiele aus deinem Leben! Ich denke, genau hier liegt der Schlüssel um Verbindlichkeit zu schaffen. Man kann von anderen nicht etwas erwarten, was man selbst nicht genau so vorlebt. Man kann Verbindlichkeit nur dann einfordern, wenn man diese selbst ernst nimmt und lebt.
Liebe Grüße,
Carina
Kommentar von Marielle van Vorsteeg |
Für mich trifft dieser Artikel genau den Zahn der Zeit und ich findes es gut, dass all diese für -mich störenden Effekte- angesprochen werden. Das ganze wird im beruflichen Alltag sogar noch auf die Spitze getrieben, getreu dem Motto: "Jetzt stell dich mal nicht so an und sei mal nicht so altmodisch".
Da hilft nur, mit eigenem Beispiel voran gehen und Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit leben. Diese Qualität der Zusammenarbeit wird durchaus von jung und alt geschätzt und die Menschen arbeiten gern mit einem zusammen.
Dadurch fungiert man als Vorbild und übt teilweise auch auf höhere Hierarchien unbewusst einen gewissen Druck aus, da diese eigentlich die Vorbildfunktion inne haben müssten.
Ich hoffe, dass sich das Blatt wieder wendet und solche Werte wieder wichtiger werden, da sie in meinen Augen die Basis für gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie Beziehungen im Privatleben sind.
Antwort von Carina Andorfer
Hallo Marielle!
Vielen Dank für dein Feedback! Danke, dass du deine Erfahrungen mit dem Thema Unverbindlichkeit mit uns teilst. Du hast es wirklich sehr schön auf den Punkt gebracht, ich denke auch, dass Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit wichtige Aspekte einer erfolgreichen Zusammenarbeit darstellen und man sich hier am besten selbst an der Nase nehmen sollte und diese Werte vorleben muss. So entsteht nachhaltige Verbindlichkeit, da man diese Werte nach außen trägt und wie du so schön schreibst, sogar auf höhere Hierarchieebenen Einfluss ausübt.
Liebe Grüße,
Carina
Kommentar von Ulrich Eckardt |
Ein interessanter Artikel. Doch die Frage, die man sich stellen darf ist auch, woher kommt denn die Unverbindlichkeit? Wir werden in unserer Erziehung geprägt und übernehmen oftmals in der Kindheit die Werte und Verhaltensweisen, die von den Ansprechpartnern, meist sind es die Eltern, vermittelt werden. Nach diesen leben wohl die meisten Menschen, ohne sie wirklich zu hinterfragen.
Haben die Eltern im Arbeitsleben die Erfahrung gemacht, dass es besser ist den Mund zu halten und sich ausweichend und unverbindlich zu äußern, um nicht den Arbeitsplatz zu verlieren, wird dies den Zöglingen auch so vermittelt.
Es ist in unserer Zeit nicht mehr gewünscht eigenständig zu denken oder Entscheidungen zu treffen. Denn beides setzt auch entsprechndes Wissen voraus, was, wenn man sich die Situationen in den Bildungsstätten anschaut, nicht mehr vermittelt wird und nicht mehr vermittelt werden kann. Schulen verfallen, es fehlt an Lehrkräften und Material. Es gibt Schulabgänger, die können nicht einmal die Fläche eines quadratischen Raumes ausrechnen.
Hat der Nachwuchs dann doch einen Ausbildungsplatz oder nach dem Studium einen Arbeitsplatz ergattert, wird nach den vorgegebenen Regeln des Unternehmens gehandelt und sich angepasst - und eigene Wünsche, Bedürfnisse und Entscheidungen hinten angestellt. Auch die Arbeitsverträge, in denen sehr kurze Kündigungsfristen beinhalten, sind meist auf ein oder zwei Jahre terminiert. In der Hoffnung weiter im Unternehmen verbleiben zu dürfen, wird nicht aufgemuckt, sondern die Arbeit nach Vorschrift durchgeführt. Dass sich dann Mitarbeiter nicht mit einem Unternehmen identifizieren können, liegt auf der Hand.
Ein weiterer Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die Tatsache, dass Arbeitsplätze auch schnell mit Leiharbeitern besetzt werden können.
Antwort von Carina Andorfer
Lieber Herr Eckardt!
Vielen Dank für Ihr Kommentar und Ihre spannende Erklärung zu dem Phänomen, dass Menschen immer unverbindlicher werden. Ich denke auch, dass hier die Vorbildfunktion der Eltern eine große Rolle spielt. Wenn bestimmte Verhaltensweisen von den Eltern so vorgelebt werden, gibt es für ein Kind natürlich keinen Grund dieses Verhalten zu hinterfragen. Es stimmt natürlich, dass eigenständiges Denken und Entscheidungen zu treffen dementsprechendes Wissen erfordert, allerdings sehe ich hier weniger das Problem, sondern eher in der wachsenden Anzahl an Möglichkeiten. Als Jugendlicher steht man heutzutage vor einer großen Palette an Möglichkeiten und dadurch wird natürlich auch die Entscheidung für einen Weg erschwert. Früher ging man im Idealfall in die Schule, die man am schnellsten erreichen konnte und wählte einen Beruf, der vielleicht schon über Generationen hinweg ausgeführt wurde. Heute wird das Gefühl vermittelt, man könne alles machen, alles schaffen und alles erreichen. Das stimmen, das ist auch eine sehr positive Entwicklung aber die Qual der Wahl macht eine Entscheidung natürlich nicht einfacher. Bei den anderen Punkten, die Sie angesprochen haben, kann ich Ihnen nur zustimmen, das sind definitiv Probleme, mit denen Unternehmen aber auch Mitarbeiter in Zukunft immer stärker zu kämpfen haben werden.
Liebe Grüße,
Carina Andorfer
Kommentar von Karl Heinz Lorenz |
Liebe Carina,
dein Fachbeitrag trifft wirklich ins Schwarze. Das zeigen auch die interessanten Folgebeiträge und Feedbacks deiner Leser. Egal, wie nett, schön, umgänglich oder auch in anderen beruflich Fähigkeiten "kompetent" erscheinen mag, ohne Verlässlichkeit ist das am Ende so viel wert wie etwas Farbe über Rost gestrichen. Das gilt sowohl für den persönlichen Bereich - Beziehungen, Aktivitäten, Vereinbarungen - als auch für das berufliche Miteinander in Teams, Unternehmen, zwischen Kunden, Lieferanten, Partnern. Zuverlässigkeit ist doch oft die wichtige Rahmenbedingung dafür, daß sich etwas Wertvolles, Ernsthaftes entwickeln kann. Eine mögliche Ursache, das wurde hier schon angesprochen, könnte tatsächlich in der zunehmenden Überbewertung von Optionen/Wahlmöglichkeiten liegen. Was nützen mir immer mehr Optionen, wenn ich keine davon verlässlich wahrnehme oder anbiete? Erst die Entscheidung macht doch tatsächlich frei und öffnet die Tür für die Erreichung unserer Ziele und Verwirklichung unserer Absichten. Beliebigkeit wertet Mensch und Sache ab, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit schaffen hohe Werte. Welche Firma würde sich unzuverlässige Mitarbeiter wünschen, welcher Mensch unzuverlässige Freunde oder Partner...? Zuverlässigkeit fängt da an, wo ich mir konstruktive Gedanken mache, wie ich Vereinbarungen und Termine verlässlich und pünktlich einhalte, und nicht, ob.
Also nochmals herzlichen Dank für den spannenden Artikel und die Anregungen.
Beste Grüße
Karl
Antwort von Andreas Kerneder
Hallo Karl,
vielen Dank für diene tollen Kommentar. Dem gilt eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. :)
Ich wünsche dir einen schönen Start in die neue Woche.
Herzliche Grüße
Andreas