Arbeit macht mich glücklich: Muss sie das?
„ Meine Arbeit macht mich glücklich “
„ Meine Arbeit macht mir Spaß “
„ Meine Arbeit erfüllt mich “
Wir wollen heute die Ansprüche an unsere Arbeit klären. Ist es wichtig, dass wir mit unserer Arbeit zufrieden sind? Muss uns die Arbeit Spaß machen, uns erfüllen oder sogar glücklich machen? Oder müssen wir unsere Ansprüche herunterschrauben, einfach nur darauf achten, dass uns die Arbeit nicht krank macht und zufrieden damit sein, wenn wir unsere Familie versorgen können?
Jeder von uns würde sich wünschen von sich behaupten zu können, dass Arbeit glücklich macht. Leider trifft das oft nicht zu. Bei einer Studie von Manpower aus 2015 wurde herausgefunden, dass jeder zweite Deutsche unzufrieden mit seinem Job ist (genau gesagt 49%). Man könnte diese Zahl natürlich hinterfragen, da die eigene Einschätzung darüber, ob man zufrieden ist, sehr subjektiv ist und sicherlich auch stark schwankt, je nach Tagesverfassung und Gemütszustand. Aber schlussendlich geht es doch darum, wie man diese Zufriedenheit selbst wahrnimmt und für sich einschätzt und bewertet.
Arbeitszufriedenheit
Bei der Frage, warum die Zahl der unzufriedenen Arbeitnehmer so hoch ist, gehen die Meinungen in die verschiedensten Richtungen. Zum einen könnte es einfach der falsche Job sein. Wenn die Tätigkeit selbst keinen Spaß mehr macht oder man sie nicht interessant findet, wird mal wohl bald unzufrieden sein. Es können noch andere Faktoren eine Rolle spielen wie, das berufliche Umfeld, die Kollegen, der Chef, die Kunden, die man betreut, das ganze Arbeitsklima und vieles mehr. Andere sind unzufrieden, weil sie über- oder unterfordert sind und es deshalb an Motivation fehlt. Oft ist auch das Gehalt ein Problem, wird man nicht entsprechend für seine Arbeit entlohnt, oder hat keine Aufstiegsmöglichkeiten, kann dies demotivieren. Auf der anderen Seite gibt es auch Ansätze, dass jeder Mensch selbst für seine Zufriedenheit verantwortlich ist und die Ansprüche an einen Job viel zu hoch ansetzt. Früher habe man doch auch einfach seine Arbeit gemacht, um die Familie zu ernähren, solange es dafür gereicht hat war man zufrieden.
Arbeit macht mich glücklich: Sollte sie zumindest!
Nun gehen wir noch einen Schritt weiter. Man sollte nicht nur mit seiner Arbeit zufrieden sein, sondern diese sollte auch glücklich machen. Hat die Arbeit Einfluss darauf, wie glücklich wir in unserem Leben sind und vor allem sollte sie das?
Arbeit sollte glücklich machen
Der Psychologe Daniel Kahneman sieht das so:“ Glück erlebt man in Momenten, in denen sich die Aufmerksamkeit auf etwas Angenehmes richtet“. Nachdem wir jeden Werktag mindestens 8 Stunden in der Arbeit verbringen, also einen Großteil unseres Lebens, sollten wir hier solche Augenblicke täglich erleben. Dazu sollte man nicht nur den richtigen Beruf, sondern auch den richtigen Arbeitsplatz für sich finden.
Arbeit muss nicht glücklich machen
Die Ärztin und Psychologin Isabella Heuser sieht das ganz anders, sie sagt: “Der Job muss keinen Spaß bringen, man muss sich mit dem, was man hat arrangieren, indem man seine Einstellungen zur Arbeit ändert und die Erwartungen und die Ansprüche an den Job abspeckt: Die Arbeit muss mich nicht glücklich machen, sie ist auch nicht dafür da, meinem Leben einen Sinn zu geben – sie muss mir nicht mal Spaß bringen. Sie ist einfach nur mein Broterwerb“.
Glück liegt in der inneren Einstellung
Die beiden Psychologen Kitz und Tusch sehen die Ursache für Unzufriedenheit im Job in der inneren Einstellung des Menschen. Bei Recherchen haben sie herausgefunden, dass ein anderer Job einen Menschen auch nicht glücklicher macht, weil man im Berufsleben immer auf die gleichen Grundprobleme stößt, die das Arbeitsleben mit sich bringt.
Die Mischung macht’s
Ich persönlich denke, dass es eine gute Mischung all dieser Ansätze braucht, um mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. Alles was einem Spaß und Freude bereitet geht leichter von der Hand, das ist klar, aber Arbeit muss nicht zwingend glücklich machen. Diese angenehmen Augenblicke im Leben und auch im Beruf sind hier von zentraler Bedeutung. Dabei muss es gar nicht die Tätigkeit selbst sein, die wir als angenehm empfinden, es kann genauso das nette Arbeitsklima, die Gespräche in der Mittagspause, der Kontakt mit Kunden oder ein Lob vom Chef sein, auf das wir unsere Aufmerksamkeit richten können.
Wenn das Grundgerüst an Faktoren, die wir brauchen um im Job zufrieden zu sein steht, liegt es an jedem selbst und der eigenen Einstellung, glücklich zu sein. Denn es gibt auch Menschen, die alles haben, von dem andere nur träumen können und trotzdem nicht glücklich sind. Es gibt auch Risiken, die gerade dann auftreten, wenn wir besonders zufrieden mit unserem Job sind. Wenn wir z.B. mit Leidenschaft bei der Sache sind und rund um die Uhr arbeiten, weil wir das Beste herausholen wollen, fehlt uns irgendwann die Zeit für die Erholung und unser Körper spielt nicht mehr mit. Dann sind wir auch nicht mehr glücklich, obwohl wir beruflich alles erreicht haben, was wir uns vorgestellt haben.
Ich denke aber auch, dass die bedeutendste Ursache für Unzufriedenheit die falsche Erwartungshaltung ist. Die Gesellschaft suggeriert oft, dass wir uns mit nichts weniger als dem puren Glück im Job zufriedengeben dürfen und alles erreichen können. Für manche Menschen, die ihren absoluten Traumjob gefunden haben, trifft das vielleicht zu, aber nicht für die breite Masse. Dies führt folglich dazu, dass alle, die das nicht zu 100 % erreichen konnten, unglücklich sind.
Arbeit muss nicht glücklich machen, aber sie darf nicht unglücklich machen
Wenn der Job einen fertig, oder sogar krank macht ist das natürlich nicht der richtige Weg. Gibt es jeden Tag nur noch Ärger und Stress, Streit mit Kollegen und Vorgesetzten, keine Unterstützung oder Eingreifen bei Mobbingfällen von Seiten der Führungskraft oder leidet man ständig unter der Angst seinen Job zu verlieren, kann das längerfristige gesundheitliche Folgen haben. Dann ist es an der Zeit etwas an der Situation zu verändern. Das muss nicht unbedingt heißen zu kündigen, man kann zu allererst ein klärendes Gespräch mit den betreffenden Personen führen, eine Pro & Contra Liste erstellen oder sich gegebenenfalls nach einer anderen Stelle umsehen. Gründe dafür warum Arbeit auch krank machen kann, können Sie hier nachlesen: Arbeit macht mich krank
Die Basis für Glück
Auch wenn uns die Arbeit nicht glücklich machen kann, sondern nur wir selbst, aus eigener Kraft, gibt es Faktoren, die uns positiv beeinflussen und sozusagen die Grundlage für Glück bilden. Hier geht es zu den 10 wichtigsten Faktoren, die Mitarbeiter glücklich machen!
Eine kleine Übung:
- Machen Sie sich eine Liste mit all den Dingen, die Sie an Ihrer Arbeit und an Ihrem Arbeitsplatz mögen und was Sie nicht mögen. Sie werden sehen, es gibt viele Dinge mit denen Sie bereits zufrieden sind!
- Dann kreuzen Sie jene Punkte an, die Sie nicht mögen, die Sie aber verändern können, oder zumindest Einfluss darauf haben. Ein Beispiel dafür wäre ein respektvoller Umgang oder eine wertschätzende Kommunikation.
- Versuchen Sie nun eine Prioritätenliste aus den angekreuzten Punkten zu erstellen, beginnend mit dem Punkt, der Sie am meisten stört.
- Überlegen Sie sich, wie sie am ersten Punkt etwas verändern können und legen Sie sich einen Plan zurecht, dies auch umzusetzen.
- Arbeiten Sie alle Punkte Schritt für Schritt ab, bis nur noch jene Dinge übrigbleiben, an denen Sie nichts verändern können (ein Beispiel wären fixe Arbeitszeiten).
Diese Übung soll Bewusstsein dafür schaffen, wieviel Gutes wir bereits haben und wie zufrieden wir eigentlich sein könnten, wenn wir nicht unsere ganze Aufmerksamkeit auf die negativen Aspekte legen würden. Oft sind diese Störfaktoren auch leicht aus der Welt zu schaffen, wenn sie als einzelne Punkte betrachtet werden und somit ihre erdrückende Macht verlieren. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit Sie glücklich macht? Erwarten Sie, dass sie der richtige Job auch glücklich macht? Welche Ansprüche haben Sie generell an Ihre Arbeit? Wir freuen uns, mit Ihnen zu diskutieren!
Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags
von Adalbert Stifter
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Kommentar von Florian Frankl |
Antwort von Andreas Kerneder
Kommentar von Andrej |
Sehr Gut und Interessant, Vielen Dank, wirklich Man muss an positiven Sachen sich zu konzentrieren versuchen, wirklich, Vielen Dank ! Alles Gute, Andrej
Antwort von Carina Andorfer
Vielen Dank Andrej für dein nettes Feedback!! Mit positivem Denken, kann man sich das Leben auf jeden Fall erleichtern =)
Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch,
Liebe Grüße, Carina Andorfer
Kommentar von Samuel |
Ich glaube auch nicht, dass Arbeit glücklich machen muss. Dafür ist sie ja auch nicht da und das sollte man auch nicht von seiner Arbeit erwarten. Aber ich selbst war eine längere Zeit unglücklich mit meiner Arbeitssituation und das hat mich tatsächlich ziemlich blockiert. Daher glaube ich, es hat auch immer etwas mit der inneren Einstellung und der Perspektive zu tun, wie man mit seiner Arbeit umgeht.