Burnout: 5 Warnzeichen des Stress-Syndroms
Laut Statista hat sich die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von Burnout-Diagnosen rund verdreifacht. Die Frühwarnzeichen dieses mentalen Zustandes des „Ausgebrannt-Seins“ werden oft als ungefährlich abgetan. Wird auf die Symptomatik nicht rechtzeitig reagiert, können Arbeitsunfähigkeit oder Suizid die Folge sein. Ob Burnout nun eine bloße Modediagnose und eigentlich eine Form der Depression ist oder als eigene Erkrankung gilt – die Folgen sind für viele Menschen real und sollten nicht ignoriert oder als Überreaktion abgetan werden. Wie die Warnzeichen des Stress-Syndroms aussehen können und welche Typen besonders anfällig sind, lesen Sie im Artikel von zweikern.
Ausgebrannt?
Die wissenschaftliche Forschung nahm das Burnout-Syndrom erst in den 1970er Jahren genauer unter die Lupe. Die Diagnose ist also noch eine relativ neue. Die Symptomatik von Burnout umfasst drei Bereiche: Emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und ein Erleben von Misserfolg. Erstere resultiert aus erhöhter Anspannung und Stress, was Gefühle von Schwäche, Kraftlosigkeit und Müdigkeit verursacht. Depersonalisierung beschreibt ein Gefühl der Gleichgültigkeit und Distanz gegenüber Mitmenschen, Mitarbeitern und Klienten. Das Erleben von Misserfolg tritt bei Burnout-Patienten unabhängig von objektiven Leistungen und Erfolgen auf. Trotz Überanstrengung haben die Betroffenen häufig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Im Unterschied zu psychischen Störungen wie Depression oder Angststörung, gibt es für Burnout derzeit jedoch keine verbindliche Definition.
Die Symptome überschneiden sich großteils mit denen der Depression, können aber auch andere Erscheinungsformen annehmen. Die Liste der Symptome ist lang (laut Psychologen Burisch mehr als 130 Symptome), was die Diagnose nicht gerade erleichtert. Trotz der Breite an individuell unterschiedlichen Ausprägungen gibt es einige Beschwerden und Veränderungen, die als Warnzeichen gelten können. Eine endgültige Diagnose sollte immer ein Experte durchführen, der auch entsprechende Hilfestellungen leisten kann. Nehmen Sie die folgenden Veränderungen bei sich selbst oder einem Ihrer Mitmenschen wahr, könnten eine genauere Beobachtung der Symptomatik und ein Gespräch mit einem Psychologen oder Psychiater hilfreich sein.
1. Körperliche Beschwerden
Körper und Geist stehen in engem Zusammenhang. So können sich psychische Probleme auch in körperlichen Symptomen ausdrücken. Dazu zählen in den früheren Stadien von Burnout besonders Schlafstörungen, ständige Erschöpfungsgefühle und ein Energiemangel. Ebenso können Rückenschmerzen, Übelkeit oder ein Engegefühl in der Brust Frühwarnzeichen sein.
2. Zynismus
Nicht nur die körperliche Ebene rebelliert gegen den Dauerstress, auch emotional zeigt sich eine zunehmende Anspannung. Dazu gehört ein Verlust an Empathie und Mitgefühl für Mitmenschen, aber auch ein erhöhtes Maß an Zynismus. Anstatt mitfühlend auf das Umfeld zu reagieren, sind Menschen im Burnout meist schnippischer und fühlen sich emotional erschöpft. Diesen Zynismus zeigen sie nicht nur den Mitmenschen, sondern auch sich selbst gegenüber. Idealismus und positive Weltanschauungen scheinen bei Betroffenen nicht (mehr) präsent zu sein.
3. Verdrängung eigener Bedürfnisse
Die ersten Anzeichen von Überanstrengung, die auf körperlicher und mentaler Ebene auftreten, werden von den Betroffenen erst lange nicht registriert. Nimmt das Streben nach Leistung und Erfolg um jeden Preis überhand, werden die eigenen Bedürfnisse dabei schlichtweg ignoriert. Ruhe und Regeneration werden als unproduktiv angesehen und deshalb vernachlässigt. Der Konsum von Koffein, Nikotin oder Alkohol nimmt gleichzeitig zu.
4. Beziehungsprobleme
Werden alle Energieressourcen in Arbeit und Leistung investiert, bleibt für andere Dinge nicht viel mehr viel übrig. Mitmenschen von Personen mit Burnout fühlen sich oft vernachlässigt. Die Arbeit ständig über soziale Kontakte und Aktivitäten zu stellen, die die Energiespeicher wieder aufladen würden, kann auf Dauer nicht gutgehen. Die Lebensqualität der Betroffenen nimmt durch die soziale Isolation schnell ab, was die emotionalen Probleme noch verstärkt.
5. Abnehmende Leistung
Das fünfte Warnzeichen scheint zunächst unlogisch, da der Fokus der Burnout-Betroffenen auf der Arbeit liegt. Werden aber Erholung und Ruhephasen nur unzureichend eingehalten, fällt die Leistungsfähigkeit schnell ab. Schlafmangel hat gravierende Auswirkungen auf das Reaktionsvermögen und die kognitiven Kompetenzen von Menschen. Die Folge sind häufige Flüchtigkeitsfehler und Konzentrationsstörungen. Dabei nimmt die auferlegte Arbeitslast, die Burnout-Patienten empfinden, gleichzeitig stetig noch zu, was zu einem Teufelskreis eskaliert.
Risikomerkmale für Burnout
Wie die meisten psychischen Syndrome hat auch Burnout vielfältige begünstigende Bedingungen und Ursachen. Einerseits spielen persönliche Erbanlagen und Lebenserfahrungen eine entscheidende Rolle in unserer Stresswahrnehmung, andererseits können Umweltbedingungen auslösend sein. Zu den burnoutfördernden persönlichen Eigenschaften zählen vor allem perfektionistische Einstellungen, die mit hohen Erwartungen an sich selbst einhergehen. Ebenso können ein starkes Bedürfnis nach Harmonie und ein hohes Verantwortungsbewusstsein die Anfälligkeit für Burnout erhöhen.
Zu den äußeren Wirkfaktoren, die Burnout verstärken, zählt zunächst vor allem erhöhter Stress. Was für einen Menschen kaum als stressig empfunden wird, kann einen anderen schon völlig überfordern. Stressempfinden ist also immer subjektiv und entsteht dann, wenn äußere Anforderungen die individuellen Fähigkeiten zur Bewältigung übersteigen. Was das Arbeitsumfeld selbst betrifft, sind zwei wesentliche Dimensionen ausschlaggebend für die empfundene Zufriedenheit: das Ausmaß der Kontrolle und der Anforderungen. Besonders hohen Stress erleben Personen, die wenig Kontrolle verspüren, gleichzeitig aber hohen Anforderungen gerecht werden müssen. Auch wenn Burnout inzwischen eine weit verbreitete Diagnose ist, gibt es doch einige erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten wie Psychotherapie, Stressbewältigungsprogramme und Coachings, die auch von Unternehmen angeboten werden können.
Fazit zu Burnout
Im Gegensatz zu körperlichen Beschwerden sind mentale und emotionale Leiden unsichtbar. Burnout, Depression und Angststörungen werden deshalb vor allem in der Arbeitswelt oft noch als persönliche Schwächen angesehen. Burnout-Betroffene empfinden oft den Druck, nicht gut genug zu sein und lehnen daher Hilfe von außen lange ab. Um den Weg zur Besserung anzutreten, muss aber erst ein Bewusstsein über Burnout-Symptome herrschen. Werden mehrere der Warnzeichen des Syndroms erkannt, können eine Besserung der Work-Life-Balance, eine Besserung des Stressmanagements und verschiedene Therapieformen Abhilfe schaffen.
Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt.
Von Marie Curie
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