Der Überflieger-Chef: So gelingt es in 7 Schritten
Was braucht eine Führungskraft, um ihre Mitarbeitenden dazu befähigen zu können, das Beste aus sich und damit der Organisation herauszuholen? Die Meinungen darüber gehen auseinander und hängen auch vom Kontext ab. Einig sind sich die meisten jedoch darüber, dass eine gute Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten das A und O guter Führung ist. Dass man die Fähigkeiten einer erfolgreichen Führungskraft nicht in die Wiege gelegt bekommt, sondern ein ständiger Lernprozess stattfinden muss, ist inzwischen auch bekannt. Aber was genau beinhaltet dieser Lernprozess? Wie schaffen es manche Vorgesetzte, zum Überflieger-Chef zu werden?
Genau diesen Fragestellungen geht Sebastian Purps-Pardigol in dem Buch „Führen mit Hirn“ nach, das neurologische Erkenntnisse mit praktischen Beispielen echter Unternehmen verbindet. Die sieben wichtigsten Schlussfolgerungen darüber, was diese besonders beliebten und erfolgversprechenden Führungskräfte ausmacht, lesen Sie in diesem Artikel.
Schritt 1: Vorbildfunktion nutzen
Um Mitarbeitende dazu bewegen zu können, sich selbst zu verändern, müssen Führungskräfte zu allererst an der eigenen Person arbeiten. Denn von anderen etwas zu verlangen, dass man selbst nicht umsetzt, wird selten ernst genommen. Was Führungskräfte auszeichnet, die ihre Belegschaft mitreißen und motivieren können, ist vor allem Selbstführung. Ändert man die eigenen Denk- und Verhaltensmuster, können Veränderungen im Verantwortungsbereich auch besser umgesetzt werden. Wichtig dafür ist Selbstreflexion, denn nur über das Reflektieren der eigenen Gewohnheiten und des eigenen Umgangs mit anderen kann man sich und damit auch sein Umfeld ändern.
Schritt 2: Verbundenheit schaffen
Eines der wichtigsten menschlichen Grundbedürfnisse ist das nach Zugehörigkeit und Nähe. Fühlen sich Menschen sicher in ein Unternehmen und in dessen sozialem System eingebunden, steigt das Engagement und Krisen können besser überstanden werden. Mehr Zugehörigkeit führt zu weniger Angst, und weniger Angst wiederum schafft Raum für persönliche Leistungssteigerung und Potenzialausschöpfung. Dieses Gefühl des sozialen Wohlbefindens kann in einer Organisation durch persönliche Verbindungen sowohl innerhalb von Teams als auch zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden erreicht werden. Ein zusätzlicher wichtiger Punkt ist die Feedbackkultur im Unternehmen. Diese kann, konsequent gelebt und gut umgesetzt, die empfundene Verbundenheit der Mitarbeitenden deutlich erhöhen.
Schritt 3: Mitgestaltung ermöglichen
Menschen, die eigene Zeit und Energie in ein Produkt oder Projekt stecken, messen diesem automatisch einen höheren Wert bei. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Mitarbeitende mit mehr Freiraum, eigene Ideen entwickeln, umsetzen und die eigene Arbeit auch als wertvoller empfinden. Führungskräfte sollten die Einbringung von Mitarbeitenden in der Gestaltung von Unternehmensstrategien aktiv fördern, damit Probleme und Spannungen bei der Umsetzung vermieden werden können. Dadurch spart sich nicht nur das Unternehmen einiges an Kosten, auch die Mitarbeitenden sind zufriedener. Durch diese Erfolgsergebnisse wird langfristig auch das Vertrauen in die Kompetenzen der Mitarbeitenden gestärkt, was in Zeiten der Krise für Führungskräfte sehr entlastend ist.
Schritt 4: Vertrauen zeigen
Zeigen Führungskräfte, dass sie an die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden glauben, stärken sie damit automatisch auch das Selbstvertrauen derer. Steigt der Selbstwert, trauen sich Menschen selbst mehr zu. Dies spiegelt sich wider in einem gestärkten Bild von sich selbst, wodurch man sich an schwierige Aufgaben wagt und an Herausforderungen wächst. Ein Vertrauensvorschuss zahlt sich dabei vor allem bei jüngeren Mitarbeitenden aus, die dadurch schnell lernen, eigene Potenziale zu entfalten und einzubringen. Zusätzlich hilft das Vertrauen von Vorgesetzten, negative Erfahrungen erfolgreicher zu bewältigen.
Schritt 5: Wachstum fördern
Um sich als Mensch weiterentwickeln zu können, bedarf es neuer Reize und Situationen. Dadurch werden kreative Lösungen erarbeitet und Lernprozesse ermöglicht, was Resilienz und Agilität fördert. Dabei ist es wichtig, den richtigen Schwierigkeitsgrad der Aufgaben zu finden. Zu einfache Aufgaben führen zu Langeweile oder Desinteresse. Sind sie zu fordernd, vermindert sich die kognitive Leistung. Werden neue Aufgaben gemeistert, stärkt dies wiederum den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und die Zufriedenheit mit sich selbst. Wichtig zu beachten ist, dass Herausforderungen nur dann wirklich zu kognitivem Wachstum führen, wenn sie aus eigener Motivation aufgesucht werden. Deshalb sollten auch individuelle Eigenschaften der Mitarbeitenden berücksichtigt werden, denn nicht jeder Mensch arbeitet im gleichen Tempo.
Schritt 6: Sinn stiften
Um diese innere Antriebskraft der Mitarbeitenden, über sich selbst hinauswachsen zu wollen, zu aktivieren, braucht es Sinnhaftigkeit. Menschen streben danach, Dinge zu tun, die einem höheren Zweck dienen und in gewisser Weise dadurch Gutes tun. Sieht ein Mitarbeitender keinen Zweck hinter seiner Arbeit, wird er sie mit wenig Elan erledigen. Hat er jedoch ein konkretes Ziel vor Augen, z. B. die Besserung der Gesellschaft durch eine Dienstleistung oder Produkt, so investiert er mehr Zeit und Energie und kann mit Niederschlägen besser umgehen. Eine Vermittlung dieser Sinnhaftigkeit des eigenen Unternehmens durch die Führungskräfte schafft nicht nur eine gemeinsame Vision, sondern gibt auch jedem einzelnen Beteiligten das Gefühl, etwas Wichtiges zu vollbringen.
Schritt 7: Achtsam bleiben
In einem kürzlich von zweikern veröffentlichten Artikel wurden Studien angeführt, laut denen Menschen einen Großteil der Arbeitszeit mental nicht präsent, sondern abgelenkt sind. Man ist im Büroalltag oft von Störfaktoren umgeben, sei es von Kollegen, Umgebungsgeräuschen oder Smartphones. Dabei geht den Mitarbeitenden Lebenszeit verloren, und das Unternehmen erleidet monetäre Verluste. Trainiert man das eigene Gehirn durch regelmäßige Übungen, achtsamer und präsenter zu bleiben, kann man dieses Problem erheblich verringern. Dadurch steigt nicht nur das Flow-Erleben und die Produktivität, auch das Glückserleben vermehrt sich, wenn man konzentriert an einer Sache arbeitet. Lösungen zu Problemen lassen sich auch leichter finden, wenn man sich achtsamer mit einer Sache auseinandersetzen kann.
Fazit zum Überflieger-Chef
Forschung und Praxis zeigen, dass sich erfolgreiche Führungskräfte durch bestimmte erlernbare Kompetenzen auszeichnen. Sie schaffen eine vertrauensvolle Beziehung zwischen sich und den Mitarbeitenden und ermöglichen deren kreative Einbringung und Entfaltung. Dadurch werden systemrelevante Prozesse optimiert, die Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit steigt und Konflikte werden besser umgangen und durchstanden. Jede Führungskraft hat das Zeug dazu, das volle Potenzial ihrer Organisation auszuschöpfen, wenn nur der Wille da ist.
Für uns steht der Austausch mit unseren Lesern im Vordergrund. Wir würden uns daher wirklich freuen, wenn ihr eure Gedanken in der Kommentarsektion festhaltet und mit uns diskutiert.
Die Reform beginnt an der Spitze. Die Treppe muss von oben gekehrt werden.
Von Hermann Simon, deutscher Wirtschaftswissenschaftler
Literatur:
Purps-Pardigol, S. (2015). Führen mit Hirn: Mitarbeiter begeistern und Unternehmenserfolg steigern. Campus Verlag.
Einen Kommentar schreiben