Design Thinking: Agile Lösungen in 6 Schritten
Um Design Thinking anzuwenden, muss man kein Designer sein. Vielmehr beschreibt dieser agile Ansatz die Gestaltung von Dienstleistungen, Prozessen und Produkten. In einer digitalisierten Welt müssen Unternehmen innovativ und erfinderisch denken. Design Thinking bildet eine Arbeitskultur, die diesen hohen Ansprüchen gerecht wird. In nur sechs Schritten werden dabei innovative Ideen und Lösungen für komplexe Probleme entwickelt. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Bedürfnisse des Nutzers und Anwenders. Wie dieser agile Ansatz funktioniert und was die Vorteile von Design Thinking sind, lesen Sie im heutigen Artikel von zweikern.
Arbeitskultur der innovativ Denkenden
Das Team der Design Thinker besteht üblicherweise aus vier bis sechs Personen. Die Grundannahme der Methode besteht darin, dass Menschen unterschiedlicher Disziplinen und mit breitem Expertenwissen verschiedene Sichtweisen einbringen, um an kreativen Lösungen zu arbeiten. Die Kultur, die im Team gepflegt wird, ist von Offenheit, Vertrauen und Respekt gekennzeichnet und fördert damit eine gewinnbringende Kommunikationskultur. Bei der Entwicklung von Konzepten werden stets relevante Bedürfnisse und Motivationen der Zielgruppe berücksichtigt. Der „Design“-Teil des Ansatzes bezieht sich dabei auf die kreativen, schrittweisen Arbeitsmethoden, die auch Designer anwenden. „Thinking“ hingegen berücksichtigt die Umsetzbarkeit und wirtschaftlichen Faktoren der Idee.
Beim Design Thinking wird versucht, den Nutzen für den Menschen, die wirtschaftliche Marktfähigkeit und die technologische Umsetzbarkeit von Innovationen zu vereinen. Unternehmen, die diese Methode bereits erfolgreich in ihre Arbeitsweise integrierten, sind unter anderem die Deutsche Bahn, Airbnb und Siemens. Je nach Anwendungsbereich und Unternehmensbranche gibt es verschiedenste spezifische Methoden, die eingesetzt werden können. Design Thinking ist aber kein Ansatz, der von heute auf morgen über ein gesamtes Unternehmen gestülpt werden kann. Die Umsetzung gleicht eher einem kulturellen Wandel und kann einige Jahre in Anspruch nehmen. Trotz dieser langen Anlaufzeit werden durch Design Thinking viele Vorteile erzielt. Die Bedürfnisse der Kunden werden besser wahrgenommen und in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen integriert. Agilität, Empathie und Innovation werden zu einem interdisziplinären Ansatz vereint.
In 6 Schritten zur Innovation
Der Prozess zum fertigen Resultat muss in passenden Räumlichkeiten stattfinden. Dazu gehören Whiteboards, verschiebbare Möbel und ausreichend kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Wurde das multidisziplinäre Team gewählt und der Raum bestimmt, beginnt der sechsteilige Design-Thinking-Prozess.
1. Verstehen
Zu Beginn wird das Problem oder die Frage genau beschrieben und definiert. Die Formulierung sollte spezifisch genug sein, um einen klaren Auftrag zu geben, ohne dabei den Lösungsraum einzuschränken. Das Team arbeitet gemeinsam an der Formulierung, um alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Beim Formulieren der Frage können W-Fragen als Hilfestellung genutzt werden.
2. Beobachten
Im zweiten Schritt wird die Frage aus Sicht des Kunden betrachtet. Hierbei können Befragungen und Analysen genutzt werden, um die Bedürfnisse herauszufinden. Es geht nicht nur darum, was das Unternehmen denkt, das Kunden brauchen. Die Kunden sollten für bessere Ergebnisse selbst zu relevanten Themen befragt werden. Auch das Austauschen von persönlichen Erfahrungen der Teammitglieder kann dabei hilfreich sein. Wurden bereits ähnliche Problembereiche im Unternehmen bewältigt, können auch Erfahrungswerte miteinbezogen werden.
3. Definieren
Die gefundenen Meinungen und Beobachtungen werden nun zusammengeführt und bewertet. Informationen werden aufbereitet, und das gesamte Team auf den gleichen Stand gebracht. Durch Dialoge und Wissensaustausch wird die Fragestellung noch klarer. Die Schritte des Beobachtens und des Definierens sind meist die umfangreichsten. Am Schluss dieser beiden Schritte sollte ein geteilter, umfangreicher Wissensstand erreicht werden.
4. Generieren
Anschließend werden Ideen gesammelt, wie das Problem gelöst werden kann. Kreative Verfahren wie Brainstorming können dabei helfen, über den Tellerrand zu blicken und neue Sichtweisen einzunehmen. Dabei gilt zu Beginn: Quantität vor Qualität. Je mehr Ideen gefunden werden, desto besser, auch wenn viele davon nie umgesetzt werden. Wurden alle Ideen gesammelt, werden sie im Anschluss hinsichtlich ihrer Attraktivität, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit bewertet. Dabei sollte der Nutzen für die Kunden als eines der wichtigsten Kriterien gewichtet werden. Die besten Lösungsansätze werden schließlich in den nächsten Schritt mitgenommen.
5. Prototyp
Ideen mögen in der Theorie oft ansprechend und perfekt erscheinen, oft merkt man aber erst bei der praktischen Umsetzung, ob dies auch wirklich der Fall ist. Deshalb ist die Veranschaulichung anhand von Prototypen so wichtig beim Design Thinking. Je nach Art des Produkts oder der Dienstleistung können Prototypen aus Papier, Legos, Rollenspielen oder Storyboards bestehen. Dabei besteht noch nicht der Anspruch, dass ein fertiges Produkt entstehen soll, sondern eine vereinfachte Version für Anschauungszwecke. Kunden muss es möglich sein, die Lösung des Problems anhand des Prototyps klar zu erkennen.
6. Testen
Sobald die Prototypen fertiggestellt sind, werden sie der Zielgruppe präsentiert. Deren Reaktion bestimmt die weitere Vorgehensweise. Das Team muss offen für Änderungen bleiben, da ein Prototyp auch verworfen werden kann. Durch die ständigen Rückkopplungen zwischen den Entwicklern und der Zielgruppe können praxisnahe, innovative Ergebnisse erzeugt werden. Dieser Prozess lässt sich auch auf komplexe Problemstellungen anwenden, da die Herangehensweise flexibel und anpassungsfähig ist.
Fazit zu Design Thinking
Sind innovative, nutzerorientierte Lösungen das Ziel, sind Sie beim Design Thinking richtig. Unternehmen, die nach diesem agilen Prinzip arbeiten, zeichnen sich durch Kundennähe und innovative Arbeitskulturen aus. Die Umstellung auf diese Arbeitsweise kann zu Beginn herausfordernd sein, die Ergebnisse nach Implementierung sprechen jedoch für sich.
Innovation unterscheidet den Führer vom Anhänger.
Von Steve Jobs
Literatur:
Meinel, C., & Von Thienen, J. (2016). Design thinking. Informatik-Spektrum, 39(4), 310-314.
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