Die (Corona-)Krise als Chance
Die derzeitige Lage rund um das Coronavirus setzt Unternehmen ordentlich zu. Viele Menschen werden auf Kurzarbeit umgestellt, und nicht wenige Firmen müssen Konkurs anmelden und ihre Mitarbeitenden stehen plötzlich ohne Job da. Dass in dieser Zeit der Ungewissheit jedoch auch positive Veränderungen in Unternehmen entstehen können, merkt man bei näherer Betrachtung. Im letzten Artikel von zweikern erfuhren Sie, was Sie als Führungskraft tun können, um in Ihrem Unternehmen die Ausbreitung von Chaos und Panik in Zeiten des Coronavirus zu verhindern. In diesem Artikel will ich aufzeigen, welche Verbesserungen in Zeiten der Krise entstehen und aufrechterhalten werden können und wie die Krise zur Chance werden kann.
Exkurs: Positive Psychologie
Eine eigene, noch relativ neue Richtung in der Psychologie bildet die Positive Psychologie. Während die traditionellen Modelle der Medizin und Psychologie ihren Fokus auf die Minimierung von Defiziten legen, setzt sich die Positive Psychologie die Aktivierung von Ressourcen und positiven Aspekten des Menschseins zum Ziel. Erstmals eingeführt wurde der Begriff in den 1950er Jahren von Abraham Maslow und in den 1990er Jahren von Martin Seligman wieder aufgegriffen und erweitert.
Die Fokussierung darauf, was aus einer schlechten Situation gelernt werden kann, statt auf die erlebten Verluste, führt zu mehr Wohlbefinden und Widerstandsfähigkeit. Vor allem in Zeiten der Veränderung und Krisen kann eine ressourcenorientierte Haltung zu einer deutlichen Minderung der subjektiv erlebten Defizite beitragen. Da wir alle gerade eine Portion Optimismus gebrauchen können, folgt eine Auflistung von Aspekten, die in Unternehmen durch Ausnahmezustände verändert und gestärkt werden.
Digitalisierung und Homeoffice
Viele Unternehmen steigen derzeit auf Homeoffice um. Dass das in so vielen Berufsfeldern und Tätigkeitsbereichen möglich ist, hätten vor dem Coronakrisen-Ausbruch die meisten Menschen wahrscheinlich nicht für möglich gehalten. Gezwungenermaßen haben viele Organisationen ihr gesamtes Kommunikationssystem überarbeiten müssen, um möglichst reibungslose Arbeitsabläufe zu garantieren. Ein Vorteil der Möglichkeit von vermehrtem Homeoffice ist auch mehr Zeit für die Kinderbetreuung und die Familie. Sich jeden Tag den Weg zur Arbeit und zurück zu sparen und auch die Pausen daheim verbringen zu können, kann eine deutliche Erleichterung für Eltern darstellen.
Verbesserter Zusammenhalt
In schlechten Zeiten rücken Menschen oft etwas näher zusammen. Dies fällt auch in der momentanen Situation auf. Viele setzen sich in der Freizeit für ehrenamtliche Tätigkeiten und Organisationen ein und auch im Berufsleben scheinen die Menschen rücksichtsvoller miteinander umzugehen. Denn sollte man selbst einmal Hilfe brauchen, weil man vielleicht in Quarantäne steckt oder aufgrund von höherer Arbeitsauslastung Stress hat, ist man auch froh um jede Hilfe. Wollen wir es gemeinsam möglichst unbeschadet aus der Krise schaffen, ist gegenseitiges Verständnis und Unterstützung unabdingbar. Im Angesicht einer globalen Pandemie scheinen viele Alltagsprobleme plötzlich klein und unwichtig zu sein. Man ist froh darüber, Menschen zu haben, auf die Verlass ist, was sich in vielen Unternehmen auch gerade durch den Rückgang von unwichtigen Streitereien ausdrückt.
Erhöhte Produktivität
Vor wenigen Wochen erschien auf zweikern ein Artikel, der gesteigerte Produktivität durch geringere Arbeitszeiten aufzeigte. Dies kann auch in Fällen von Kurzarbeit oder Homeoffice zutreffend sein. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Verminderung der Ablenkung durch soziale Kontakte. Fallen Kaffeepausen und andere soziale Austauschmöglichkeiten aufgrund von Social Distancing weg, bleibt mehr Zeit für Produktivität. Da die Zukunft vieler Unternehmen gerade ungewiss ist und von unkontrollierbaren Faktoren wie dem Rückgang der Corona-Infektionen abhängt, versuchen viele Menschen ihr bestes, die Arbeitsabläufe so gut wie möglich am Laufen zu halten. Fehler, die davor leicht verkraftbar gewesen wären, könnten in Zeiten finanzieller Probleme weitreichendere Folgen nach sich ziehen. Versuchen jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin ihre Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen, werden die Kosten durch Fehler minimiert und die Arbeitsplätze so gut wie möglich gesichert.
Gestärktes Vertrauen
Viele Führungskräfte sehen sich gerade damit konfrontiert, andere Aufgaben delegieren zu müssen, weil sie sich um Probleme kümmern, die durch die Coronakrise ausgelöst wurden. Das mag vorerst eine Herausforderung sein, agieren doch viele Menschen nach dem Motto „Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird, dann mach es selbst“. Mit dieser Einstellung bekommen viele Mitarbeitende gar nicht erst die Chance, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Bleibt den Führungskräften jedoch nichts anderes übrig, als manche Aufgaben abzugeben, und diese gut bewältigt werden, können Vertrauensverhältnisse zwischen Arbeitgeber und -nehmer gebildet und gestärkt werden. Dies kann auch nach der Krise ein erheblicher Vorteil sein. Die Führungsperson hat mehr Zeit für andere wichtige Aufgaben und die Mitarbeitenden erleben neue Zuversicht in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten.
Globale Auswirkungen
Nicht nur in Unternehmen lassen sich positive Aspekte durch die Krise des COVID-19 feststellen, auch auf globaler Ebene verändert sich einiges. Die Umwelt erlebt gerade eine bedeutende Auszeit von menschlich erzeugten Luft- und Wasserverschmutzungen. Laut NASA-Aufnahmen sind die Kohlenstoffdioxid-Emissionen vor allem in China signifikant geringer als noch vor wenigen Monaten. Die Sicherheit auf den Straßen ist durch den Rückgang des Verkehrs auch bedeutend gestiegen und es geschehen weniger Verkehrsunfälle. Eine völlig neue Wertschätzung ist auch entstanden für Berufsgruppen wie medizinischem Personal, Pflegepersonal oder Menschen, die im Einzelhandel arbeiten, die wesentlich zur Systemaufrechterhaltung der Gesellschaft beitragen. Insgesamt scheinen die Menschen enger zusammen zu rücken und Hilfe zu leisten, wo sie können.
Fazit zur (Corona-)Krise als Chance
Auch wenn die Coronakrise eine schwierige Zeit für viele Menschen darstellt, ist es wichtig, nicht völlig schwarz zu denken. An Herausforderungen wächst man, wenn man eine agile und flexible Haltung beibehält - sowohl als Individuum als auch als Unternehmen. Bedient man sich der Grundsätze der Positiven Psychologie und richtet den Fokus auf die Förderung von Ressourcen, statt nur auf die Bekämpfung von Defiziten, scheinen Probleme oft weniger bedrohlich zu sein. Organisationen können die in schwierigen Zeiten entwickelten Optimierungen und Innovationen auch nach der Krise noch aufrechterhalten und so die allgemeine Überlebensfähigkeit steigern. Vor allem auch durch die Zusammenarbeit mit Unternehmensberatungen lassen sich Wege finden, gestärkt aus schwierigen Zeiten zu gehen.
Nicht die Dinge sind positiv oder negativ, sondern unsere Einstellung macht sie so.
Von Epiktet, griechischer Philosoph der Antike
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