Emotionale Intelligenz: Der gefühlvolle Karriere-Booster
Emotionale Intelligenz wird mittlerweile als mindestens genauso wichtig eingeschätzt wie die allgemeine Intelligenz. Vor allem in Branchen, in denen Teamfähigkeit und zwischenmenschliche Kommunikation gefragt sind, ist emotionale Intelligenz eine Kernkompetenz. Sowohl innerhalb des Unternehmens als auch im Kontakt mit Kunden kann das intuitive Wissen über die Bedürfnisse anderer von Vorteil sein. Soft Skills sind in der Berufswelt deshalb oft wichtiger für die Karriere als Fachwissen und Qualifikationen. Wer versteht, sich selbst in gutem Licht zu präsentieren und andere Menschen für sich zu gewinnen, kann auch bei Bewerbungsgesprächen punkten. Wie emotionale Intelligenz unser Empathievermögen beeinflusst und so als gefühlvoller Karriere-Booster agiert, lesen Sie im Artikel von zweikern.
Intelligenz der Gefühle
Das Maß für emotionale Intelligenz ist der EQ, der im Gegensatz zum IQ (Intelligenz-Quotient) schwerer messbar ist. Er bildet eine Erweiterung zum klassischen Intelligenzmodell bestehend aus Feldern wie mathematischem Verständnis und Sprachkenntnissen. Der EQ beschreibt vor allem die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle zu erkennen, zu verstehen und zu beinflussen. Wichtig für die Popularisierung dieser zwischenmenschlichen Intelligenz war vor allem der Psychologe Daniel Goleman und seine Veröffentlichung „EQ. Emotionale Intelligenz“ Ende der 1990er-Jahre. Gemessen wird diese Kompetenz vor allem durch den MSCEIT (Mayer-Salovey-Caruso Emotional Intelligence Test), welcher vier Bereiche abfragt: Das Wahrnehmen von Emotionen, die Nutzung dieser zur Unterstützung des Denkens, das Verstehen von Emotionen und den Umgang mit jenen.
Neben einer erblichen Komponente spielen auch Lernvorgänge und Übung eine wichtige Rolle bei der Ausprägung des EQ. Emotionale Intelligenz umfasst laut Goleman Fähigkeiten in fünf Dimensionen, die das klassische kognitive und akademische Konstrukt der Intelligenz erweitern. Diese fünf Bereiche werden durch Leitfragen bestimmt, die im Folgenden erklärt werden.
1. Welche Emotionen empfinde ich?
Das Fundament für emotionale Intelligenz bildet das Wissen über die eigene innere Welt der Gefühle. Die eigenen Emotionen müssen erkannt und benannt werden können, während sie auftreten. Ist man sich der eigenen Gefühle bewusst, können auch Auslöser und grundlegende Lernerfahrungen erkannt werden. Diese Fähigkeit hilft nicht nur beim eigenen Gefühlserleben und verhindert Ablehnung und Vermeidung, sondern ist auch entscheidend für das Erkennen der Emotionen und Motive anderer.
2. Wie kann ich Emotionen beeinflussen?
Hat man die Gefühlswelt erst verstanden, kann sie auch entsprechend beeinflusst werden. Manche Menschen neigen dazu, bestimmte Gefühle zu verharmlosen oder zu übertreiben, was situationsabhängig ungemessen auf den Gesprächspartner wirken kann. Lernt man aber, produktiv mit negativen Emotionen umzugehen und positive zu verstärken, kann man auch in belastenden Situationen ruhig bleiben und angemessen reagieren. Man kann lernen, sich selbst und damit auch andere zu beruhigen.
3. Wie kann ich meine Emotionen umsetzen?
Im nächsten Schritt werden Emotionen nicht nur erkannt und beeinflusst, sondern auch in die Tat umgesetzt. Dies drückt sich meist in Motivation aus. Motivation ist kein dauerhafter Zustand, er ebbt immer wieder ab. Menschen, die sich dessen bewusst und in der Lage sind, sich selbst wieder in einen Zustand der Motivation zu begeben, überwinden schwierige Phasen in Projekten besser. Dafür muss auch Frust ausgehalten und durchgestanden und Belohnung aufgeschoben werden können. Dieses Durchhaltevermögen ist für langfristigen Erfolg unabdingbar.
4. Wie kann ich empathisch sein?
Empathie ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungen. Gemeint ist damit die Fähigkeit, sich in die Sichtweisen, Motive und Emotionen anderer Menschen hineinzuversetzen. Dieses Einfühlungsvermögen befähigt uns, auf das Verhalten unserer Mitmenschen reagieren zu können. Das erweist sich vor allem in Gesprächen mit Kunden oder Geschäftspartnern als wichtig, denn wer Unzufriedenheit und andere Gefühle schnell erkennt, kann dementsprechend schneller darauf reagieren. Diese Fähigkeit macht sich besonders dann bemerkbar, wenn Emotionen nicht offen nach außen gezeigt, sondern eher unterdrückt werden, wie es im Berufsleben meist der Fall ist.
5. Wie reagiere ich auf Emotionen anderer?
Im fünften Schritt wird der Umgang mit dem Wissen um die Emotionen anderer thematisiert. Sozial kompetente Personen fällt es leichter, Beziehungen aufzunehmen und zu pflegen. Dazu zählt auch eine gute Kommunikationsfähigkeit, welche zwei Fähigkeiten umfasst. Erstens müssen dabei eigene Anliegen verständlich und klar ausgedrückt werden und zweitens sollte aktives Zuhören zum Repertoire gehören. Bei hoher emotionaler Intelligenz verstehen Gesprächspartner ihre eigenen Gefühle und Interessen und können diese kommunizieren.
Während ein bestimmtes Maß an emotionaler Intelligenz genetisch vorbestimmt ist, lassen sich die aufgelisteten Kompetenzen durchaus auch trainieren. Dies beginnt meist mit Selbstreflexion. Viele Menschen gehen durch ihren Alltag, ohne sich ihrer momentanen Gedanken und Gefühle bewusst zu sein. Die Folgen davon sind unkontrollierte Gefühlsausbrüche, Diskussionen, die sich im Kreis drehen und häufige Streitigkeiten. Ein erster Schritt in Richtung höherem EQ ist deshalb eine verbesserte Wahrnehmung der inneren und äußeren Vorgänge. Merken Sie, dass ein Gefühl aufkommt, können eventuelle Triggerpunkte und Gründe dafür erforscht werden. Im zweiten Schritt kann gelernt werden, eigene und fremde Gefühle einfach zu akzeptieren. Neben dem Vorteil, dass durch Hinterfragen und Akzeptieren von aufbrausenden Emotionen private Beziehungen verbessert werden, werden auch berufliche Interaktionen angenehmer.
Fazit zu emotionaler Intelligenz
Wir finden Menschen attraktiv und sympathisch, die uns mit Verständnis begegnen, uns zum Lachen bringen oder unseren Meinungen Respekt zollen. All diese zwischenmenschlichen Eigenschaften machen emotionale Intelligenz aus. Kein Wunder also, dass gerade diese Komponente der Intelligenz heutzutage so entscheidend für den beruflichen Erfolg ist. Besonders in Zeiten der digitalen Portale und der sozialen Medien scheinen immer mehr Menschen Probleme mit direktem menschlichem Kontakt zu haben. Für Unternehmen sind diese Aspekte aber besonders wichtig, denn ist jeder sich selbst der Nächste, ist Zusammenarbeit über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Wer kontinuierlich an seiner emotionalen Intelligenz arbeitet, wird damit nicht nur im beruflichen Kontext punkten können.
Der Spott endet, wo das Verständnis beginnt.
Von Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
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