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Feedbackkultur: Das Kritikmonster schlägt wieder zu!

Lesezeit: 5 Min.
04.10.2016

Einer der wichtigsten Bausteine einer erfolgreichen Unternehmenskultur ist das Feedbackgespräch. Vor allem für junge Mitarbeiter ist eine angemessene Feedbackkultur von großer Bedeutung, da diese Generation damit aufgewachsen ist, Rückmeldung über ihre Leistung zu erhalten. Das soll nicht heißen, dass die jüngeren Generationen verhätschelt werden sollen, indem man sie ständig lobt und ihnen mitteilt, wie toll sie ihre Arbeit machen. Es geht darum, konstruktives Feedback, sowohl positives als auch negatives zu geben und gegebenenfalls gemeinsam an Lösungsansätzen zu arbeiten. Viele junge Arbeitnehmer suchen hier den Kontakt zu Führungskräften, um ihre eigenen Leistungen besser einschätzen zu können. Dies wirkt allerdings auf viele Führungskräfte befremdlich und löst ein gewisses Unbehagen aus. Auch viele Mitarbeiter scheuen sich vor solchen Gesprächen, mit der ständigen Angst im Hinterkopf, kritisiert zu werden oder Fehler begangen zu haben. Heute möchte ich einen Einblick rund um das Thema Feedbackkultur geben, um zu zeigen, wie wichtig diese für Unternehmen ist.

Feedbackkultur

Eine Kultur ist immer schwer in Worte zu fassen, da sie nicht greifbar ist. Man kann sie nicht sehen, oft ist sie nicht einmal bewusst wahrnehmbar, da viele dieser ungeschriebenen Gesetze im Unternehmen ganz automatisch ablaufen. In vielen Unternehmen wird Feedback mit Kritik gleichgesetzt. Dadurch ist auch der Irrglaube entstanden, dass in einem Unternehmen, in dem schnell einmal gesagt wird, was einem am anderen stört, eine Feedbackkultur gelebt wird. Ein Feedback ist allerdings viel mehr als reine Kritik. Laut Wikipedia ist Feedback die Rückübermittelung von Informationen durch den Empfänger einer Nachricht an den Sender jener Nachricht. Was heißt das jetzt genau: Wir alle haben ein gewisses Bild von uns selbst und glauben zu wissen, wie wir bei anderen Menschen ankommen. Leider stimmt das Selbstbild aber sehr oft nicht mit dem Fremdbild überein und so nehmen Kollegen uns anders wahr, als wir denken. Umso öfter wir einem Menschen also Hinweise darauf geben, wie sein Verhalten, seine Wortwahl, seine Lautstärke und seine Gesten auf uns wirken und wie diese bei uns ankommen, umso besser kann dieser sein Selbstbild überprüfen und auch verändern. So kann man nicht nur die Kommunikation verbessern, sondern auch Missverständnissen vorbeugen und Vertrauen aufbauen.

Wie wichtig ist es Feedback zu geben?

Regelmäßig konstruktives Feedback zu geben ist tatsächlich ein äußerst wichtiges Führungstool und wird immer noch unterschätzt bzw. oftmals auch der Mehrwert davon nicht erkannt. Das Gallup Institut hat zum Beispiel herausgefunden, dass der Dialog zwischen Mitarbeiter und Führungskraft die Bindung an das Unternehmen fördert. Mitarbeiter, mit denen der Vorgesetzte im letzten halben Jahr ein Gespräch über die Arbeit und die Entwicklung im Unternehmen geführt hat, sind emotional stärker an das Unternehmen gebunden, als Mitarbeiter, die diese Möglichkeit nicht bekommen haben. Eine weitere Studie von Amadeus Fire konnte zeigen, dass sich Upward Feedback, Mitarbeitergespräche und auch das 360 Grad Feedback positiv auf die Arbeitszufriedenheit auswirken. Erhalten Mitarbeiter angemessen oft Rückmeldung zu ihrer Arbeitsleistung, zum Verhalten im Betrieb, der eigenen Person und der Arbeitsmotivation, weisen diese einen höheren Grad an Zufriedenheit auf, als Mitarbeiter, die kein Feedback bekommen.

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Feedbackgespräch vs. Feedbackbogen

Feedbackgespräche werden in Unternehmen leider noch zu wenig umgesetzt. Die regelmäßige Durchführung von solchen Gesprächen stellt eine zeitliche Herausforderung dar. Vor allem in größeren Firmen ist der Faktor Zeit durchaus ein Hindernis. Aus diesem Grund setzen viele Unternehmen auf den Feedbackbogen. Dabei können Mitarbeiter, meist anonym ihren Vorgesetzten, das Arbeitsumfeld und die Organisation bewerten und auch kritisieren. Viele Unternehmen erhoffen sich dadurch, ehrlichere Antworten als bei einem direkten Gespräch zwischen Mitarbeiter und Führungskraft. Das mag vielleicht sein, allerdings gehen durch den alleinigen Einsatz eines Feedbackbogens auch viele Informationen verloren. Zum einen ist der Feedbackbogen auf eine Richtung des Feedbacks begrenzt, das heißt, der Mitarbeiter kann zwar anbringen was ihn stört, er selbst bekommt jedoch kein Feedback. Zum anderen habe ich persönlich das Gefühl, dass ein Feedbackbogen hauptsächlich dafür genutzt wird um Kritik anzubringen. Positive Aspekte, wie ein Lob für den Mitarbeiter, oder für die Führungskraft bleibt dabei außen vor. Dabei hätte eine Führungskraft, die ihren Job sehr gut macht, doch auch eine positive Rückmeldung verdient. Darüber hinaus ist ein Feedbackbogen sehr distanziert und kalt und ist darüber hinaus auch sehr unflexibel. Oft ergeben sich Themen aus dem Gespräch heraus, die auf einem Bogen nie einen Platz gefunden hätten. Somit ist es unmöglich die individuellen Bedürfnisse und Anliegen der Mitarbeiter zu erfassen und darauf einzugehen.

Feedback ≠ Feedback

Wenn man sich nun die Zeit nimmt mit seinen Mitarbeitern ein Gespräch über die Leistungen und Entwicklungen im Betrieb zu sprechen, sollte dies dem Mitarbeiter auch einen Mehrwert bringen. Laut Gallup haben zwar 60 % der Mitarbeiter nicht das Gefühl, dass das Mitarbeitergespräch eine lästige Angelegenheit ist, allerdings konnten nur 31 % etwas Hilfreiches dabei mitnehmen. Sogar nur 22 % hatten das Gefühl, dass das Gespräch dabei geholfen hat, die eigenen Leistungen verbessern zu können. Ein großes Problem dabei ist, dass der ursprüngliche Gedanke des Feedbackgespräches oft verloren gegangen ist und es statt einem konstruktiven Dialog vielmehr zu einem Kritikgespräch geworden ist. Dabei kann man den Mitarbeitern kaum verübeln, dass dieses Thema mit Angst und Vermeidung verbunden ist. Ein weiterer Faktor stellt die Häufigkeit von Feedback dar, denn für die jüngeren Generationen ist das jährliche Mitarbeitergespräch nicht ausreichend. Laut einer Studie sind nur 8% der Generation Y mit einem jährlichen Feedback zufrieden, 41 % würden gerne öfter Feedback erhalten und rund 44,5 % würden gerne so oft es geht Rückmeldung erhalten. Dies muss nicht immer in einem langen Gespräch ausarten, es reichen ein paar kurze Worte, „sehr gut gemacht, weiter so“ oder „Hier könnten Sie eventuell so oder so noch bessere Ergebnisse erzielen“.

Feedbackkultur-Zusammenfassung

Wie der Ablauf eines Feedbackgespräches aussehen könnte und wie Sie sich als Mitarbeiter und als Führungskraft am besten darauf vorbereiten, zeigen wir Ihnen nächste Woche!

Es würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit dem Thema Feedbackkultur mit uns teilen würden! Haben Sie das Gefühl ausreichend Feedback zu bekommen oder würden Sie sich mehr Rückmeldung wünschen? Können Sie bei Mitarbeitergesprächen etwas mitnehmen, das Ihnen hilf, Ihre Leistungen zu verbessern?

Feedback ist eine Chance, kein Angriff
von Christian Müller

Literatur

  • Feedbackkultur im Unternehmen und Zufriedenheit von Mitarbeitern (2015) Amadeus Fire Personaldienstleistungen. Studie zum Thema Feedback und Zufriedenheit
  • Andres Parment (2009): Die Generation Y. Mitarbeiter der Zukunft: Herausforderung und Erfolgsfaktor für das Personalmanagement. Gabler Verlag.
  • Mitarbeitergespräche verfehlen zu häufig ihr eigentliches Ziel (2016) Engagement Index 2016 Beratungsunternehmen Gallup. Studie zum Thema Feedback und Mitarbeiterbindung
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Portrait Carina Andorfer

Autor

Carina Andorfer
Psychologin
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  • Feedbackgespräch: 7 Tipps für angstfreies Feedback
  • Automatisierung: Die Grenze emotionsloser Technik

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Kommentar von Manuela Nikui | 04.10.2016

Liebe Frau Andorfer,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Das Thema Feedback finde ich persönlich sehr wichtig. Ich will wissen, wie meine Arbeit ankommt, ob Kunden, Kollegen oder Mitarbeiter zufrieden sind bzw. was verbessert werden kann. Aus meiner Sicht ist direktes Feedback am fairsten. Nur so lassen sich Dinge schnell klären oder aus der Welt schaffen, die ansonsten zu Spannungen führen würden - und der Verursacher weiß gar nicht, warum. Was mir nicht gefällt, ist Ihre Headline. Sie impliziert für mich, dass Feedback mit Kritik gleichzusetzen ist. Das ist, wie Sie selbst schreiben, nicht richtig. Auch teile ich Ihre Ansicht nicht, dass Kultur nicht greifbar ist. Sie ist es sehr wohl, wenn man mit offenen Augen und Ohren durch das Unternehmen geht.
Feedback sollte aus meiner Sicht auch nicht anonym erfolgen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, sich mit dem Feedback-Geber auseinanderzusetzen. Dadurch wird auch vermieden, dem Kollegen schnell mal "eins reinzuwürgen", weil das anonym sehr einfach ist. Das Zitat am Ende des Artikels finde ich super, das trifft es auf den Punkt.
Herzlichen Gruß
Manuela Nikui

 

Antwort von Anna Grunwaldt

Liebe Frau Nikui,

vielen Dank für Ihren Kommentar.
Die Headline haben wir deshalb so gewählt, da manche Menschen mit dem Feedback immer noch Kritik verbinden und somit Angst vor dem Gespräch haben. Allerdings können daraus positive Aspekte gezogen werden, wie bspw. Beurteilung der eigenen Arbeit mit Vorschlägen evtl. Verbesserungen, wie Sie uns sehr schön schildern. Somit ist Kritik nicht gleich Feedback. 
Weiter kann ich Ihren Gedanken "Feedback sollte nicht anonym erfolgen" nur unterstützen. Durch direktes Feedback können Meinungen fair ausgetauscht werden und Kollegen andere nicht anonym belasten oder scharf kritisieren. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in die Woche. 
Herzliche Grüße
Anna Grunwaldt 

Kommentar von Anne Schwarz | 04.10.2016

Liebe Frau Andorfer,

in der Grafik steht der Begriff "Mitarbeiterbefragung" dort, wo ich entsprechend des Textes "Mitarbeitergespräch" oder "Feedbackgespräch" erwarten würde. Ich vermute das ist ein Versehen, da im Text auch sonst nicht von Befragungen gesprochen wird.

Beste Grüße
Anne Schwraz

Antwort von Carina Andorfer

Liebe Frau Schwarz!

Sie haben natürlich vollkommen Recht, dort sollte Mitarbeitergespräch stehen! Vielen Dank für Ihren Hinweis und auch ein Dankeschön, dass Sie unseren Beitrag so aufmerksam gelesen haben! =) Ich versuche den Fehler so schnell wie möglich auszubessern!

ganz liebe Grüße,

Carina Andorfer

Kommentar von Hans Habegger | 02.03.2017

Liebe Frau Andorfer,

ja, eine Feedbackkultur zu entwickeln ist eine gute Sache.
In Ihrem Beitrag vermisse ich allerdings eine Differenzierung zwischen Leistungsfeedback (das fällt wegen der Messbarkeit von Leistung vielen ja leichter) und Verhaltens-Feedback.
Letzteres ist aus meiner Sicht ein Schlüsselfaktor der Entwicklung der Unternehmenskultur.

Antwort von Carina Andorfer

Lieber Herr Habegger!

Vielen Dank für Ihr Feedback zu meinem Artikel! Da haben Sie vollkommen Recht, ein sehr wichtiger Punkt den Sie hier ansprechen, dem ich an dieser Stelle auf jeden Fall zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Vielleicht werde ich dieses Thema als eigenen Beitrag noch einmal aufgreifen. Vielen Dank für die Ergänzung!

Ganz liebe Grüße,

Carina Andorfer

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