Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Der Kampf gegen Depression
Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber befinden sich in einem ständigen Veränderungsprozess, welcher durch verstärkten Wettbewerb sowie einen immensen technologischen Fortschritt begleitet wird. Bedingt durch den Druck, der mit diesen Umständen einhergeht, scheint es naheliegend, dass sich die Zahl der psychischen Erkrankungen im Bereich der Arbeitswelt drastisch erhöht. Eine dieser psychischen Krankheiten wird inzwischen als die „Volkskrankheit“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um die Depression, die als die häufigste vorkommende psychische Krankheit gilt. Laut der Gesundheitskasse AOK erkranken im Laufe des Lebens fast zehn Prozent der deutschen Bevölkerung an Depressionen. Im Hinblick darauf stehen sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor der Herausforderung, ein verbessertes Verständnis für psychische Erkrankungen zu schaffen. Was können dabei Unternehmen tun, um Früherkennung zu fördern und den Kampf gegen Depression am Arbeitsplatz zu gewinnen?
Diagnose: Depression
Die Depression gehört zur Kategorie der emotionalen Störungen, die sich vorrangig durch Veränderungen der Stimmungslage kennzeichnen. Dabei werden je nach Schweregrad und Länge der depressiven Episode verschiedene Diagnosen unterschieden. Symptome, die unabhängig von der genauen Diagnose stets begleitend auftreten, sind das Leiden unter gedrückter Stimmung, Interessenverlust, Freud- und Antriebslosigkeit. Begleitet werden können diese Symptome durch verminderte Konzentration sowie verringerte Aufmerksamkeit oder negative Gedanken hinsichtlich der Zukunft.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Faktoren, die eine Rolle im Zusammenhang mit der Entstehung einer solchen Erkrankung spielen. Zum einen spricht man von Vulnerabilitätsfaktoren (genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit), welche psychischen und körperlichen Ursprungs sind und zum anderen von Belastungsfaktoren. Genetische Veranlagungen sowie eine Instabilität der Botenstoffsysteme im Gehirn können Vulnerabilitätsfaktoren sein. Dazu kommen frühe Verlusterlebnisse und depressionsfördernde Einstellungen.
Unter Belastungsfaktoren versteht man im Gegensatz dazu bestimmte Stressereignisse, welche in der Zeit vor dem Ausbruch der Krankheit stattgefunden haben. Hierzu zählen beispielsweise Veränderungen in der Familiensituation sowie andauernde Überforderung oder Stress am Arbeitsplatz. Eine Depression entsteht dabei durch die Kombination aus der individuellen Verletzlichkeit der Person und zusätzlichen Belastungsfaktoren (Vulnerabilität-Stress-Modell).
Frühwarnzeichen erkennen
Welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer, mögliche Warnzeichen einer Depression zu erkennen und frühzeitig reagieren zu können? Diese Frühwarnzeichen können sich beispielweise in Unruhe, Reizbarkeit oder Gespanntheit widerspiegeln. Außerdem können ein deutlich erkennbarer Leistungsabfall sowie offensichtliche Schwierigkeiten beim Treffen alltäglicher Entscheidungen Anzeichen für eine solche Erkrankung sein. Das Auftreten solcher Anzeichen heißt jedoch nicht automatisch, dass es sich um ein frühes Stadium einer depressiven Erkrankung handeln muss. Einige dieser Symptome sind auch im Alltag völlig gesunder Menschen zu erkennen, da sie eben auch ein Bestandteil stressreicher Phasen im Leben sein können. Trotzdem kann das Auftreten von Frühwarnzeichen ein bedeutsamer Hinweis hinsichtlich der Entwicklung einer solchen Erkrankung sein. Insofern sollte der Arbeitgeber darauf ein verstärktes Augenmerk legen.
Gesundheitsförderung in Unternehmen
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass einer der Hauptgründe für sinkende Produktivität am Arbeitsplatz depressive Erkrankungen der Mitarbeitenden sind. Dies kostet die Arbeitgeber jährlich Milliarden. Ein Arbeitsplatz, der psychisch stabilisierend ist, wirkt sich günstig auf die Gesundheit der Mitarbeitenden aus und kann dadurch dazu beitragen, Depressionen zu überwinden. Durch Stabilität am Arbeitsplatz kann es dem Arbeitnehmer ermöglicht werden, arbeitsfähig zu bleiben. Zusätzlich kann diese Stabilität dazu beitragen, dass Betroffene nach Abwesenheit aufgrund von Erkrankung wieder leichter den Weg zurück in den Arbeitsalltag finden.
Grundlage hierfür bietet ein verbessertes Verständnis für psychische Erkrankungen sowie eine Enttabuisierung dieses Themas am Arbeitsplatz. Im Weiteren erleichtert eine frühzeitige und offene Kommunikation den Betroffenen den Umgang mit ihrer Erkrankung und verhindert das Verstecken der Krankheit aufgrund von Schamgefühl. Die Führungskraft kann hier unterstützend agieren.
Offene Unternehmenskommunikation
Eine offene Kommunikationskultur im Unternehmen, welche durch das Verhalten der Führungskräfte gelebt wird, kann dazu beitragen, dass Mitarbeitende, die sich in schwierigen und unsicheren Situationen überfordert fühlen, schneller Hilfe suchen und nach Rat fragen. Hilfreich bei der Umsetzung einer solchen Kultur sind geschulte Führungskräfte, die mit den Problemen und Belangen ihrer Mitarbeitenden empfindsam umgehen. Fähigkeiten wie soziale und emotionale Kompetenz tragen dazu bei, dass der Umgang mit schwierigen Situationen erleichtert wird. Empathie, aktives Zuhören und das richtige Feedback werden im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen erlernt und in ihrer Umsetzung optimiert. Dadurch werden die Aufmerksamkeit und Sensibilität für belastete und überforderte Mitarbeitende gesteigert, was zur Folge hat, dass frühzeitig Maßnahmen zur Behebung von Problemen eingeleitet werden können. Dies können Angebote zur Gesundheitsförderung sowie unterstützende Maßnahmen im Tätigkeitsbereich der Mitarbeitenden sein.
Förderungsmaßnahme Work-Life-Balance
Da es im Interesse des Unternehmens liegen sollte, die Produktivität seiner Mitarbeitenden zu erhalten und dafür zu sorgen, dass sich die Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, bietet das Ermöglichen eines Ausgleichs zu privatem und familiärem Kontext eine gute Maßnahme eine Work-Life-Balance zu erhalten. Besteht ein Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit, kann dies dazu beitragen die Entstehung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Im Weiteren können Maßnahmen, die zur Entlastung der Mitarbeitenden beitragen, Stress reduzieren und somit der Gefahr, eine Depression zu entwickeln, entgegenwirken. Sorgt der Arbeitgeber für Arbeitsbedingungen, die zur Stressreduktion der Mitarbeitenden beitragen, kann sowohl die Produktivität der Mitarbeitenden als auch deren Gesundheit sichergestellt werden.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Mittels eines betrieblichen Gesundheitsmanagements können Serviceleistungen für die Familien der Mitarbeitenden angeboten werden. Dies kann von einer Unterstützung in der Kinderbetreuung bis zur Unterstützung bei der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger reichen. Das führt zu einer zeitlichen und psychischen Entlastung der Mitarbeitenden, was sich wiederum positiv auf die Produktivität und Leistung am Arbeitsplatz auswirken kann.
Generell ist jedoch zu beachten, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance lediglich auf die Reduktion von Belastungen der Mitarbeitenden abzielen. Eine gute Arbeit durch das Personalmanagement eines Unternehmens kann zwar hilfreich bei der Vorbeugung psychischer Erkrankung sein, es bietet jedoch keinen Ersatz für psychotherapeutische Maßnahmen. Daher sollte darauf geachtet werden, in welchem Zustand sich Mitarbeitende befinden und ob diese Anzeichen einer psychischen Erkrankung aufweisen.
Coaching
Um Mitarbeitende in Krisen oder in Veränderungsprozessen zu unterstützen, in denen ihre gewöhnlichen Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen, ist das Angebot von Coaching hilfreich. Gespräche im Rahmen dieser Maßnahme können dazu beitragen, neue Anforderungen, welche eine Herausforderung für Mitarbeitende darstellen, zu begleiten und erfolgreich zu bewältigen. Dadurch wird ihnen das Gefühl gegeben, der Situation nicht ohnmächtig gegenüberzustehen. Hierbei dient Coaching als Instrument zur individuellen Problemlösung. Es hilft dem Menschen, gewohnte Reaktionsmuster zu verlassen, neue Lösungswege zu finden und auszutesten.
Fazit zu Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz
Der immer deutlichere Anstieg des Anteils an psychischen Erkrankungen in unserer Bevölkerung hat nicht nur gesundheitliche Auswirkungen für den einzelnen Betroffenen, sondern auch immense Folgen für das wirtschaftliche Zusammenleben. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Themen in Kombination mit aktiver Gesundheitsförderung könnte zum einen dem Ausbruch einer Krankheit vorgebeugt werden und zum anderen würde damit eine Senkung der damit verbundenen Ausfallkosten entstehen. Insofern erscheint es sowohl im Interesse des Arbeitgebers als auch des Arbeitnehmers präventiv zu agieren, um dadurch seelischen Erkrankungen langfristig und zugleich nachhaltig entgegenzuwirken.
In der einen Hälfte des Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben. In der anderen Hälfte opfern wir Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen.
von Voltaire, französischer Philosoph der Aufklärung
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