Glaubenssätze: Die spannende Wahrheit über den Gegner im Kopf
Die größte und mächtigste Hürde, die wir am Weg zum Erfolg überwinden müssen, sind wir selbst. Wir haben in unserem Leben viele Strategien entwickelt, die uns das Leben ein wenig vereinfachen. Manche Strategien, oder auch Glaubenssätze wenden wir aber immer noch an, obwohl es eigentlich gar keinen Grund mehr dafür gibt.
Haben Sie bestimmte Verhaltensmuster, die Sie von Ihren Eltern übermittelt bekommen haben, die den eigentlichen Zweck aber gar nicht mehr erfüllen?
Ich kenne das zum Beispiel vom Kochen. Ich habe das Kochen von meiner Mutter gelernt und sie wiederum von ihrer Mutter. Es gibt viele Speisen, die ich noch immer genau nach ihren Rezepten und Anweisungen von damals zubereite, obwohl es heute viel schneller gehen würde. Die Küchengeräte haben sich weiterentwickelt, alles geht schneller, einfacher und besser, aber meine Kochkünste sind stehen geblieben.
In diesem Fall konnte ich mich durch meine eingefahrenen Strategien nicht weiterentwickeln. Solange es nur um das Kochen geht, ist das alles ja noch gar nicht schlimm. Es kann aber auch sein, dass man durch solche Strategien eingeengt wird und sich nicht frei entfalten kann.
Fremdstimmen
Fremdstimmen sind Sätze oder Aussagen, die von außen kommen, also z.B. von Eltern, Geschwistern oder Freunden, die dann verinnerlicht werden. Wenn ich also ständig für meine Zeichenkünste gelobt werde, nehme ich auch an, dass ich gut zeichnen kann. Anders herum, wenn mir seit der Kindheit gesagt wurde, ich sei faul, werde ich irgendwann auch verinnerlichen, dass ich ein Couchpotato bin. In diesem Fall wird diese Annahme „Ich bin faul“ immer wieder bestätigt und es wird schwieriger dieser Erwartung zu entfliehen.
Will man aus dem Szenario ausbrechen wird man mit großen Augen angeschaut: „DU willst Sport machen? Das gibt es ja gar nicht!?“. Am Ende fällt es den meisten Menschen doch leichter sich der Fremdstimme hinzugeben und anzuerkennen, dass man nun mal faul ist.
Glaubenssätze
Glaubenssätze sind Muster, die wir uns selbst einreden. Natürlich kommen solche Muster nicht von Ungefähr, sondern haben irgendwo ihren Ursprung. Allerdings können diese Muster schon längst nicht mehr der Wahrheit entsprechen, weil wir uns weiterentwickelt haben und trotzdem haben sie noch einen Einfluss auf uns. Nehmen wir als Beispiel einen Jungen der früher nicht gut im Halten von Referaten war. Er hat sich vor lauter Aufregung oft verplappert und sein Kopf ist immer knallrot angelaufen. Durch diese Erfahrungen traut er sich im Berufsalltag weniger zu, Präsentationen vor der gesamten Belegschaft zu halten, obwohl er es sehr gut könnte.
Eine kleine Übung
Schritt 1: Versuchen sie eine Fremdstimme oder einen Glaubenssatz in Ihrem Leben zu finden, der Sie daran hindert sich so zu verhalten wie Sie wollen.
Schritt 2: Denken Sie an eine Situation in der Sie genau diese Fremdstimme oder dieser Glaubenssatz gehindert hat.
Schritt 3: Überprüfen Sie in welcher Art und Weise sie die Fremdstimme oder der Glaubenssatz hindert. Welche Absichten stecken dahinter?
Schritt 4: Überlegen Sie inwieweit die Fremdstimme oder der Glaubenssatz in ihrem jetzigen Leben noch relevant ist.
Konnten Sie einen negativen Glaubenssatz finden, der Ihnen im Weg steht? Auch wenn Sie sich über solche Muster bewusst sind, heißt das natürlich nicht, dass diese sofort verschwinden. Es bedarf viel Arbeit und Zeit, diese „Gegner“ in unseren Köpfen zu besiegen.
Glaubenssätze gegenüber anderer Menschen
Solche Überzeugungen, die sich durch Erfahrungen und durch die Einflüsse unserer Mitmenschen bilden, betreffen auch andere Menschen, oder bestimmte Gruppen und Kulturen. Allerdings sind es eher Verallgemeinerungen, die wir immer wieder auf andere Menschen übertragen. Damit bleibt uns die Möglichkeit verwehrt positive Erfahrungen zu machen. Wir sind von diesen „Wahrheiten" überzeugt und unser Denken, Handeln und Fühlen wird beeinflusst.
Ein paar Beispiele:
- Für Männer ist „Treue“ ein Fremdwort.
- Alle Frauen sind Shopping-Süchtig und haben 100 Paar Schuhe und 100 Handtaschen.
- Menschen, die viel Geld haben sind arrogant
Glaubenssätze werden wahr
Solche Glaubenssätze geben uns ein sicheres Gefühl. Allerdings können Überzeugungen dazu führen, dass wir immer wieder verletzt werden und Enttäuschungen erleben. Es kommt zu einer gewissen Erwartungshaltung gegenüber anderen Menschen, die sich dann immer wieder bestätigt, weil wir durch unsere Einstellung immer wieder solche Situationen anziehen.
Vielleicht haben Sie dieses Phänomen selbst schon erlebt, oder kennen jemanden, dem immer wieder das gleiche widerfährt?
Ein paar Beispiele:
- Die eine Freundin, die schon seit jeher über die Untreue des männlichen Geschlechts schimpft, lernt immer wieder Männer kennen, die es wirklich nicht ernst mit ihr meinen.
- Der eine Kollege, der schon seit seiner Einstellung im Betrieb fürchtet er würde bald gekündigt werden, verliert seine Stelle.
- Der alte Mann, der kein anderes Gesprächsthema kennt, als über Ausländer zu schimpfen, wird ausgeraubt, ohne die Täter gesehen zu haben. Was denken Sie, wem wird er den Raub zuschreiben?
Tipps um den „Gegner“ im Kopf zu besiegen
Durch die negativen Glaubenssätze und Fremdstimmen, die wir im Laufe unseres Lebens gebildet haben, stehen wir uns selbst oft im Weg. Wir machen uns kleiner als wir sind und hinterfragen unsere Fähigkeiten. Bei Überzeugungen, die wir auf andere projizieren, kommen wir immer wieder in Situationen, die unsere Einstellung bestätigt. Das ist wie ein Teufelskreis, aus dem man allerdings ausbrechen kann.
Denken Sie an die Übung von vorhin. Versuchen Sie im Alltag immer wieder Glaubenssätze zu finden und bewusst darüber nachzudenken, wo diese herkommen und ob sie noch Gültigkeit haben. Denken Sie dabei auch daran, welche Einstellungen Sie von anderen übernommen haben. Zum Beispiel: „Mein Vater sagte immer....!“.
Versuchen Sie solche Gedankengänge immer wieder zu hinterfragen. Es muss nicht sein, dass alle Glaubenssätze, die wir übernommen haben falsch sind, es geht nur darum, sie ins Bewusstsein zu holen. Dabei kann es manchmal auch hilfreich sein, die Überzeugungen von anderen Menschen kennenzulernen. Hören Sie zu und sammeln Sie viele verschiedene Ansichten, vielleicht ist etwas Nützliches für Sie selbst dabei!
Glauben ≠ Wissen
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Kommentar von JoeDolce |
Kommentar von Benjamin Bartolovic |
Glaubenssätze sind sehr mächtig und jeder, der in der Lage ist, diese bewusst ändern zu können, hat ein mächtiges Werkzeug an der Hand. Ich habe von einigen Formeln zum Ändern von Glaubenssätzen gelesen. Die meisten gehen in die Richtung:
- Bewusst machen, was genau der aktuelle Glaubenssatz ist
- Hintergründe dieses aktuellen Glaubenssatzes erkennen
- Aktuellen Glaubenssatz wertschätzen (dieser hat oft auch Sinn gemacht!)
- Alternativen Glaubenssatz wertschätzen
- Hintergründe für alternativen Glaubenssatz erkennen
- Alternativen Glaubenssatz anwenden und Resultate beobachten, Erfahrungen sammeln
So einfach diese Schritte niedergeschrieben sind, so schwer sind sie auch wirklich einzuhalten. Ich denke, ein erfahrener Mentor ist eine wertvolle Investition dabei. Viel meiner Arbeit als Coach dreht sich um das Thema Glaubenssätze, und darum, diese zu entwickeln. Und wir als Berater tuen gut daran, uns mit auf diesen Punkt zu fokussieren.
Das, was wir über unser Verhalten und die Zukunft glauben, wird unsere Entscheidungen zu einem großen Teil beeinflussen. Ich habe vor kurzem mein CRM System umgestellt. Neben Kontaktdaten, Adresse und allgemeine Bemerkungen habe ich eine weitere Spalte über Glaubenssätze eingefügt.
Meiner Erfahrung nach verändern (leider) die wenigsten Menschen ihre Glaubenssätze nicht. Es kann, gerade im Kontakt mit vielen Menschen, sehr nützlich sein, sich vorher über die Glaubenssätze noch einmal kurz klar zu werden. Das erleichtert ungemein die Kommunikation.
Einseitige Glaubenssätze zu erweitern oder ganz abzuschaffen, hat sich meiner Erfahrung nach oft als sehr wertvoll erwiesen und sollte zum Handwerkszeug eines jeden Begleiters gehören. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die dieses Thema selbst anpacken und ihre eigenen Glaubenssätze unter die Lupe nehmen.
Beste Grüße
Benjamin Bartolovic
Ingenieur, Projektleiter und Coach
Antwort von Carina Andorfer
Lieber Herr Bartolovic,
vielen herzlichen Dank für Ihre Expertise zu diesem Thema. Ich denke auch, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die ihre eigenen Glaubenssätze in regelmäßigen Abständen analysieren und verändern. Manchmal hilft es aber auch schon, diese zu reflektieren und sich diesen bewusst zu werden. Auch dieser erste Schritt hilft bei der Kommunikation und Missverständnissen vorzubeugen.
Herzliche Grüße,
Carina Andorfer