Integrität: Frischer Wind statt heißer Luft
Integre Menschen behandeln jeden gleich – unabhängig von Beruf, Gehalt, Hautfarbe oder Geschlecht. Generell werden sie als vertrauenswürdige und ehrliche Personen angesehen, auch im Berufskontext. Denn weist eine Führungskraft Integrität auf, steht sie zu den persönlichen Werten, egal, welche Konsequenzen das haben mag. Was diese Menschen ausmacht und wieso integre Führungskräfte "frischer Wind" statt "heißer Luft" für Unternehmen bedeuten, lesen Sie in diesem Artikel von zweikern.
Schon lange gilt Integrität als Tugend, die erarbeitet werden muss und ständiger persönlicher Weiterentwicklung bedarf, um sie aufrechtzuerhalten. Laut dem Oxford Lexikon ist Integrität „die Eigenschaft, ehrlich zu sein und starke moralische Prinzipien zu haben“. Im Alltagsverständnis weiß wahrscheinlich jeder intuitiv, was gemeint ist, wenn man von integren Personen spricht. Welche Aspekte sich aber konkret hinter der positiv behafteten Bezeichnung verstecken, bedarf etwas mehr Recherche.
Dreifaltigkeit der Integrität
Die beiden Forscher Palansky und Yammarino haben deshalb 2007 einen Artikel veröffentlicht, der das Konzept hinter Integrität speziell im Führungskontext genauer beleuchten will. Sie kamen schließlich zu der Erkenntnis, dass sich Integrität über drei grundlegende Eigenschaften auszeichnet:
Entsprechung von Worten und Taten
Wenn man behauptet, bestimmte Werte zu verfolgen, tut man dies auch. Das ist in der Realität, vor allem im Unternehmenskontext, oft nicht der Fall. Speziell auf Führungskräfte wirken von verschiedenen Seiten viele Einflüsse ein, seien es monetäre Anreize oder machtbasierte. Diese können dazu verleiten, entgegen der eigenen Werte zu handeln, um einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Menschen, die in Situationen, in denen Handlungen entgegen der eigenen Worte und Werte verlockend sind, nachgeben, können deshalb nicht als integer gelten.
Moralität
Wäre Konsistenz die einzige Voraussetzung für integres Verhalten, wären demnach auch Narzissten, Tyrannen oder Diktatoren integer. Denn auch diese belegen ihre Worte oft mit Taten. Aus diesem Grund kommt eine weitere wichtige Komponente hinzu: die Moralität. Diese lässt sich verstehen als Bemühungen einer Person, Fairness und Gleichberechtigung zu schaffen. Führungskräfte müssen also zusätzlich zu Konsistenz auch ein gewisses Maß an Gerechtigkeitsempfinden aufweisen, dem sie auch nachgehen.
Standhaftigkeit im Angesicht von Widerständen
Die ersten beiden Punkte sind zwar wichtig, machen aber ohne Berücksichtigung der Standhaftigkeit noch keinen Menschen integer. Denn im Führungsalltag sieht man sich oft mit Situationen konfrontiert, in denen das Handeln nach den eigenen Werten schwierig wird. Integre Personen nehmen die Nachteile, die darauf folgen aber in Kauf und bleiben standhaft. Wird beispielsweise die unfaire Behandlung von einzelnen Mitarbeitenden oder Personengruppen bemerkt, würde eine integre Führungskraft auf diesen Missstand aufmerksam machen, obwohl dadurch eventuell negative persönliche Konsequenzen folgen würden. Integre Menschen sind damit unbestechlich und begegnen ihren Mitmenschen, egal ob Chef oder Putzmann, stets mit Respekt und Ehrlichkeit.
Erfolgsversprecher „integer“?
Will man im beruflichen Kontext aufsteigen und vorankommen, sind Beziehungen extrem wichtig. Denn eilt einem schon ein schlechter Ruf voraus, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit einem arbeiten wollen. Und damit fallen unter Umständen erfolgversprechende Möglichkeiten flach. Was hat aber nun Integrität damit zu tun? Das lässt sich ganz einfach veranschaulichen: Kunden und Geschäftspartner wollen ihr Geld sinnvoll investieren, was Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens voraussetzt. Denn ist kein Verlass auf die Worte der Führungskräfte eines Unternehmens, besteht die Gefahr, dass sich die Investition als Fehler entpuppt. Dies spricht sich wiederum herum und die Zahl der Kunden leidet.
Ist ein Unternehmen hingegen für seine Integrität bekannt, sind Menschen auch eher gewillt, einen Vertrauensvorschuss zu geben. Denn wenn man sich sicher sein kann, dass die Worte eines Geschäftspartners nicht nur heiße Luft sind, sondern auch Taten dahinterstehen, sind das ideale Voraussetzungen für eine blühende Geschäftsbeziehung. Zudem können sich auch Mitarbeitende mit integren Führungskräften sicher sein, dass diese im Interesse aller Arbeitnehmenden handelt und auf Fairness bedacht sind. Studien (Prottas, 2013) zeigen demnach, dass Integrität der Führungskraft in positiver Beziehung steht mit der Arbeits- und Lebenszufriedenheit und der generellen Gesundheit.
Bekanntlich wirken sich die Einstellung und der Führungsstil einer Chefin oder eines Chefs auf das gesamte Unternehmen aus. Denn will man Mitarbeitende dazu bewegen, auf bestimmte Art und Weise zu handeln, muss die Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen. Wissen Mitarbeitende, dass die Führungskraft fair handelt und ehrlich an Arbeitsmoral und Produktqualität interessiert ist, vertreten auch sie eher diese Einstellung. Damit steigt also nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden unter einer integren Führungskraft, sondern auch deren Leistung und Engagement. Damit beeinflusst die Haltung der Führungspersonen das gesamte Unternehmen und dessen Kultur.
Fazit zu Integrität
Wahrscheinlich wird es uns nicht immer möglich sein, Entscheidungen zu treffen, die vollkommen mit unseren Werten übereinstimmen. Soziale Beziehungen und auch Arbeitsumfelder verlangen manchmal nach Kompromissen, um Bindungen zu stärken und Probleme lösen zu können. Dennoch handeln integre Menschen mit den Werten Ehrlichkeit, Fairness und Moralität im Hinterkopf. Davon profitieren nicht nur das persönliche Umfeld, sondern auch der berufliche Werdegang und im Falle von Führungskräften gesamte Organisationen. Wollen auch Sie sich als Führungskraft weiterentwickeln, kann das Hinzuziehen von Beratern eine große Hilfeleistung darstellen.
Glatte Worte und schmeichelnde Mienen vereinen sich selten mit einem anständigen Charakter.
Von Konfuzius, chinesischer Philosoph
Literatur:
Hügelmeyer, P., & Glöggler, A. (2020). Integrität in der Führung: Erfolgreiches Leadership durch Persönlichkeit und Werte. Springer-Verlag.
Palanski, M. E., & Yammarino, F. J. (2007). Integrity and leadership: clearing the conceptual confusion. European Management Journal, 25(3), 171-184.
Prottas, D. J. (2013). Relationships among employee perception of their manager’s behavioral integrity, moral distress, and employee attitudes and well-being. Journal of Business Ethics, 113(1), 51-60.
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