
Jobsharing is caring: Eine Position für zwei Personen
Jobsharing – aus eins mach zwei. Eine Vollzeitstelle, die sich zwei oder mehr Personen untereinander aufteilen. Ein Konzept, das gut zum Trend passt, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen. Ob Carsharing, Housesharing oder Toolsharing. All diese Ansätze vereint derselbe Gedanke – das, was vorhanden ist, besser unter denen aufzuteilen, die es brauchen. Doch beim Jobsharing geht dieser Gedanke über die reine Notwendigkeit hinaus. Eine geteilte Stelle bringt viele Vorteile mit sich und das nicht nur für die Personen, die die Stelle besetzen.
Jobsharing - Was muss man sich darunter vorstellen?
Bei Jobsharing handelt es sich um ein Arbeitszeitmodell, das die Gesamtarbeitszeit einer Vollzeitstelle unter mehreren Mitarbeitenden aufteilt. Beziehungsweise können diese sich die Art der Aufteilung meist selbst untereinander ausmachen. Auch die Verantwortungsbereiche und Tätigkeiten, also die Arbeitsinhalte, können sie flexibel untereinander verteilen.
Dieses Modell ist sogar gesetzlich verankert, und zwar in § 13 der Teilzeit- und Befristungsgesetzes aus dem Jahr 2000. Die Grundlage für eine solche Arbeitsteilung existiert also schon seit einer Weile. Trotzdem kommt Jobsharing vermehrt erst in den letzten Jahren wirklich in der Umsetzung an. Bereits seit einigen Jahren steigt der Anteil an Teilzeitbeschäftigten stark an. Und das nicht aus Mangel an Vollzeitstellen, sondern weil die Nachfrage groß ist. Immer mehr Deutsche entscheiden sich gegen eine 40-Stunden-Stelle. Flexibilität und Work-Life-Balance werden wichtiger. Entweder möchte man mehr Zeit für die Familie, die eigenen Hobbys oder andere Projekte haben. Manchmal haben Personen sogar zwei Teilzeitstellen, da sie vorziehen, beruflich mehr Abwechslung zu erfahren anstatt die gesamte Woche im selben Job zu verbringen.
Manche Positionen jedoch erfordern aus ökonomischen oder strukturellen Gründen einfach eine Vollzeitzuwendung. Macht es ein Unternehmen dann jedoch möglich, diese Stelle als geteilte Stelle anzubieten, kommt es Personen entgegen, die nur in Teilzeit arbeiten können oder möchten und sichert sich gleichzeitig den Erhalt der Struktur sowie häufig sogar eine höhere Qualität der Position.
Aber teilen ist nicht gleich teilen. Man unterscheidet drei Formen des Jobsharing. Das Job Splitting ist genau das Modell, wo ganz klassisch eine Stelle in zwei oder mehr Teile gespalten wird und die Personen meist recht unabhängig voneinander arbeiten können. Beim Job Pairing hingegen agiert man als Team. Projekte werden gemeinsam bearbeitet, es findet ein regelmäßiger Austausch statt und Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Auf einer ganz eigenen Eben wiederum bewegt sich das Top Sharing. Dieses teilt Führungspositionen unter mehreren Personen auf. Dabei ist jedoch eine gute Strukturierung und klare Einteilung der Zuständigkeiten und Ansprechbarkeit unerlässlich. Diese Form zeigt aber auch, dass Jobsharing ebenfalls Karrieremöglichkeiten bietet. Sich eine Stelle zu teilen, bedeutet nicht, weniger wichtig zu sein, eine geringere Leistung zu erbringen oder keine Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten mehr zu haben.
Benefits für den Arbeitgeber
Die Qualitätssteigerung ist ein häufiger Pluspunkt von Unternehmensseite, eine Stelle für zwei oder mehr Mitarbeitende gemeinsam anzubieten. Man kennt es aus Recruitingprozessen. In der letzten Bewerbungsrunde ist es letztendlich meist knifflig, sich zwischen den Top zwei oder drei Kandidaten zu entscheiden. Irgendwie sind alle für die Stelle geeignet und häufig entscheiden dann eher strukturelle oder situative Faktoren, wer eingestellt wird, obwohl jede_r von ihnen seine/ihre eigenen Stärken und Qualitäten mitgebracht hätte.
Teilen sich hingegen zwei oder mehr gut qualifizierte Personen eine Position, können sie sich in ihren Stärken ergänzen oder Defizite ausgleichen. Vielleicht liegt der einen Person mehr die organisatorische Hintergrundarbeit, während die andere Person kreative Ideen einbringt und gerne die Stelle nach außen hin vertritt. Der Arbeitgeber kann in einer Position also die geballten Qualifikationen von zwei oder mehr Personen vereinen.
Auch sind die Jobsharer häufig leistungsfähiger und produktiver. Am Ende der Woche wird höchstwahrscheinlich quantitativ mehr geleistet worden sein, als wenn eine Person allein die 40 Stunden abarbeiten musste. Das ist natürlich auch nicht gesetzt und hängt von der Kombination ab. Es kann auch Vollzeitarbeitende geben, die effizienter und qualitativ hochwertiger arbeiten, als ein Team aus Jobsharern, die nicht gut zusammenpassen.
Und damit haben wir auch eines der Risiken, die mit einer geteilten Stelle einhergehen. Dies erfordert gleichzeitig eine hohe koordinative Fähigkeit, gute Kommunikation und klare Aufgabenteilung. Eine geteilte Stelle birgt dieselben Risiken für Konflikte, wie jedes andere Team. Um dies etwas anfangen zu können, sind vor allem eine klare Struktur und Zielsetzung wichtig. Dies kann zum Beispiel durch ein regelmäßiges Supervisionsangebot bereitgestellt werden, wo den Zusammenarbeitenden mit einer Perspektive von außen eine Hilfestellung gegeben wird, blinde Flecken aufzudecken und „den Kurs zu halten“.
Warum einen Job teilen?
Was wiederum hat man als Arbeitnehmer davon, sich seine Stelle mit einer anderen Person zu teilen? Möchte man seinen Job meist nicht lieber allein machen?
An erster Stelle steht fast immer der zeitliche Faktor. Wie schon erwähnt gibt es Positionen in einem Projekt oder Unternehmen, die eine Vollzeitbesetzung erfordern. Wenn man jedoch nicht die Kapazitäten für eine Vierzigstundenwoche hat oder bereits in eine andere Stelle involviert ist, aber trotzdem Lust auf den Job hat, ist das Jobsharing-Modell eine gute Möglichkeit, trotzdem diese Rolle einzunehmen.
Auch das Teilen der Verantwortung kann entlastend sein. Es birgt jedoch auch Risiken. Man ist immer auch von der Arbeitsqualität und Leistung seines Kollegen oder seiner Kollegin abhängig. Mitgefangen, mitgehangen, sozusagen. So kann man sich gegenseitig unterstützen, läuft etwas schief, muss man sich jedoch meist auch gemeinsam dafür verantworten. Dies jedoch bringt vielleicht den nötigen Ansporn, an einer guten Zusammenarbeit zu arbeiten. Mit einer geteilten Stelle ist häufig ein höherer Planungs- und Kommunikationsaufwand verbunden. Dadurch bieten diese Prozesse aber auch Raum für Wachstum, Entwicklung und gegenseitiges Lernen.
Jobsharing – ein one fits all?
Ist dieses Modell also eine Variante, die alle glücklich macht? Suggestivfrage. Natürlich nicht. Sowohl von Arbeitgeberseite gibt es gewisse Limitationen. Nicht jede Position profitiert von einer Aufteilung. Nicht in jeder Unternehmensstruktur kann eine Jobsharing-Lösung gut eingefügt werden. Aber auch auf Seite der Arbeitnehmenden ist eine solche Form der Arbeitsteilung nicht für jeden etwas. Das hängt etwa von Persönlichkeitsfaktoren und der präferierten Arbeitsweise ab – z.B. ist man ein Teamplayer oder arbeitet man lieber unabhängig und selbstorganisiert. Aber auch von der beruflichen Qualifikation, Kompetenzbereichen sowie der Berufserfahrung.
Das Beste an Teamarbeit ist, dass dir immer jemand zur Seite steht.
von Margaret Carty
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