Labern Sie noch, oder führen Sie schon?
„Gute Führung steigert die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen – schlechte Führung hingegen ist ein kritischer Kostenfaktor“ (Marco Nink – Senior Practice Consultant bei Gallup)
Durch Einbußen in der Produktivität können der deutschen Wirtschaft zwischen 73 und 95 Milliarden Euro jährlich durch die Lappen gehen.
Wenn man den Schaden dazu nimmt, der entsteht, wenn Mitarbeiter zwar physisch bei der Arbeit sind, aber keine Energie oder Leidenschaft mehr in das Unternehmen stecken, steigt die Zahl auf 210 bis 275 Milliarden Euro jährlich. (Engagement Index 2014, Gallup).
Einfach gesagt, hat die Zufriedenheit und der psychische Zustand der Mitarbeiter eines Unternehmens sehr viel Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg. Nicht nur auf den monetären, sondern auf viele weitere Faktoren. Die Schlussfolgerung daraus, dass Mitarbeiter also glücklich in ihrem Job sein müssen um das Unternehmen erfolgreich zu machen, ist allerdings nicht einfach umzusetzen.
Der Mensch und vor allem das Gehirn sind sehr komplex, dabei kann es zu einer schwierigen Aufgabe werden, Menschen glücklich und zufrieden zu machen. Dabei ist natürlich nicht nur von Frauen die Rede, die laut verschiedenster Klischees mit nichts zufrieden zu stellen sind. Männer sind in dieser Hinsicht nicht einfacher gestrickt.
Dieser Beitrag soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel ungenütztes Potenzial in uns steckt, wie viel Lebensqualität uns täglich verloren geht, wie viel ungenütztes Wissen wir vergeuden, wie viel Motivation in die Tonne gekippt wird und wie viel Glück uns durch die Finger rinnt. Dazu werden verschiedene Studien zu arbeitsrelevanten Bereichen vorgestellt, die zwar unterschiedliche Themen behandeln aber schlussendlich das gleiche Ziel verfolgen. Nämlich sich die Frage zu stellen, was verbessert werden kann, um Menschen glücklich zu machen.
Mitarbeiterengagement
(Gallup Engagement Index 2014 - Studie zum Mitarbeiterengagement in Deutschland)
Das Glück und die Zufriedenheit der Mitarbeiter äußert sich durch tägliches Engagement im Unternehmen.
Sind Mitarbeiter nicht engagiert und motiviert in ihrer Arbeit, kann dies gravierende Folgen haben. Ganz zu schweigen von den Einbußen in Produktivität und Effektivität, kommen zusätzlich hohe Kosten für die Abwesenheit der Mitarbeiter auf Unternehmen zu.
Die Rate der Abwesenheit der Mitarbeiter (z.B. durch Krankenstand) ist bei schwach ausgeprägtem Engagement rund 132 % höher als bei stark ausgeprägtem Engagement. Jeder einzelne Tag der Abwesenheit eines Mitarbeiters kostet ein Unternehmen in Deutschland durchschnittlich 252 Euro.
Nur 24 % der schwach engagierten Mitarbeiter würden die Produkte oder Leistungen des Arbeitgebers bzw. des Unternehmens weiterempfehlen. Auf der Seite der Engagierten sind es rund 82 %.
Des Weiteren steigen die Kosten für Recruiting. Nur 7 % der Mitarbeiter mit niedrigem Engagement würden das Unternehmen als Arbeitgeber an Freunde oder Familienmitglieder empfehlen. Dies macht es unmöglich freie Stellen intern neu zu besetzen. Bei Mitarbeitern, die hohes Engagement aufweisen, würden rund 68 % das Unternehmen weiterempfehlen.
Doch nicht nur das Besetzen von neuen Positionen wird hier zur Herausforderung sondern auch Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Die Kosten zur Neubesetzung einer Stelle belaufen sich auf das 1,5fache Jahresgehalt des Mitarbeiters der das Unternehmen verlassen hat. Die Abwanderung von Mitarbeitern sollte also größtmöglich verhindert werden.
Werden Mitarbeiter mit starkem Engagement gefragt, ob sie in drei Jahren noch im Unternehmen arbeiten möchten antworten rund 81 % mit „ja“, 76 % können sich sogar vorstellen, ihre zukünftige Karriere mit dem Unternehmen zu verbringen. Bei wenig engagierten Mitarbeitern können sich nur 14 % einen gemeinsamen Weg in der Zukunft vorstellen und rund 19 % sind bereits auf der Suche nach einer neuen Stelle.
Die folgenden Ergebnisse sollen weitere Aspekte darstellen, die Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit haben.
Gesundes Führen
Bisher aber hat nur eine Minderheit der Unternehmen eine gesunde Führung etabliert: Ein „gesunder Führungsstil“ ist nur in 2 % der untersuchten Unternehmen sehr gut und in nur 22 % gut ausgeprägt.
Lob und Anerkennung
60 % der Befragten erhalten Lob nur einmal im Monat oder seltener
Im Schnitt liegen 75 Tage zwischen zwei positiven Rückmeldungen
81 % der Vorgesetzten sind der Meinung, häufig Lob und Anerkennung auszusprechen
67 % der Arbeitnehmer ohne Führungsposition sind der Meinung, selten oder nie Anerkennung zu erhalten
60 % der Befragten bewerten die Anerkennungsfähigkeit ihres Vorgesetzten mit der Schulnote 3 (befriedigend)
9 von 10 Befragten wünschen sich mehr Anerkennung
All diese Fakten sollen verdeutlichen wie viel Potenzial im Führungsverhalten steckt. Wie viel eine gute Führung verändern und vor allem auch verbessern kann. Gleichzeitig soll Bewusstsein geschaffen werden, wie komplex die Aufgaben einer Führungskraft sind. Aus diesem Grund ist es für Führungskräfte enorm wichtig, sich mit dem Thema „wie führe ich richtig“ auseinander zu setzen. Und zwar JETZT!
Im Beitrag der nächsten Woche werden wir näher darauf eingehen, wie diese Faktoren verbessert werden können. Dazu gibt es Tipps und Tricks für Führungskräfte, aber auch für Mitarbeiter die unzufrieden mit ihrer momentanen Arbeitssituation sind!
Wenn Ihnen Ihr gesuchter Mitarbeiter zukünftig Gewinn bringen wird, dann bringt er Ihnen gegenwärtig Verlust, weil er Ihnen fehlt!? Wann beginnen Sie mit Ihrer Zukunft?
(von Wilfried Schlichther)
Literaturverzeichnis:
Gallup GmbH (2014): Engagement Index 2014 – Studie zur Messung des Mitarbeiterengagment
Bruch H., Kowalevski S. (2015): TOB JOB Trendstudie zur gesunden Führung - Universität St. Gallen
Kraftwerk Anerkennung OG www.kW-A.com (2013): Anerkennungskultur in unserer Wirtschaft
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