Lean Six Sigma: 5 Elemente fehlerfreier Qualität
Six Sigma und Lean Management: Zwei Methoden, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen. Trotz dieser Gemeinsamkeit verfolgen sie unterschiedliche Ansätze, die Kundenanforderungen zu erfüllen. Während Lean Management ein weitläufiger Prozess ist, findet Six Sigma eher auf Projektebene statt. Das eine wird auf allen Mitarbeiterebenen umgesetzt, das andere wird vom Management vorangetrieben. Beide Methoden verfügen über zahlreiche Tools und Umsetzungsmöglichkeiten, die in Kombination noch besser funktionieren als getrennt. Dabei entsteht Lean Six Sigma, eine anerkannte Managementmethode, die in fünf Elementen fehlerfreie Qualität ermöglicht und (fast) alle Prozesse und Produkte verbessert.
Was ist Lean Management?
Lean Management hat seinen Ursprung in der Automobilbranche und wird heutzutage in verschiedensten Bereichen eingesetzt, unter anderem auch im Dienstleistungssektor. Das Ziel dieses Ansatzes ist es, Verschwendung zu minimieren und Abläufe schlank zu gestalten. Im Zentrum steht dabei der Kunde und dessen Anforderungen. Lean Management lässt sich am besten in Unternehmen mit flachen Hierarchien und klaren Rollenverteilungen umsetzen. Es gibt fünf grundsätzliche Prinzipien des Lean Managements, die diese Arbeitsweise bestimmen. Neben der Kundenorientierung ist die Konzentration auf den Wertstrom genauso wichtig: Dieser enthält alle Tätigkeiten, die zum Endprodukt beitragen. Alle Abläufe sollen dem Fluss-Prinzip folgen, was Warte- und Leerzeiten zwischen Arbeitsschritten minimiert. Produziert wird zudem nach dem Pull-Prinzip, nach dem nur hergestellt wird, was tatsächlich auch verkauft wird. All dies geschieht in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Was ist Six Sigma?
Eine der Gemeinsamkeiten zwischen Lean Management und Six Sigma ist die Kundenorientierung. Six Sigma verfolgt einen statistischen Ansatz, der den Fehleranteil und den Prozessertrag eines Unternehmens betrachtet, und eine Zuteilung zu einer von sechs Sigma-Stufen ermöglicht. Als Fehlerquelle wird dabei alles eingestuft, was den Kundenwünschen nicht nachkommt. Der Prozess der Fehlersuche erfolgt in fünf Schritten, die gemeinsam einen strukturierten Prozesszyklus bilden. Dadurch werden Daten erhoben und analysiert, um anschließend Fehlerquellen auszuschalten.
5 zentrale Schritte
1. Definieren (define)
Zuerst muss definiert werden, wo Problemquellen liegen könnten. Dazu wird der zu verbessernde Prozess im ersten Schritt grob analysiert. Gefundene Probleme werden beschrieben und mit den Ansprüchen abgeglichen, die seitens des Kunden gestellt, aber nicht erfüllt werden. Verwendet wird dazu ein Projektauftrag, der relevante Informationen wie den gewünschten Zielzustand, den vermuteten Grund für das Problem und verschiedene Parameter wie Zeitplanung und Kosten-Nutzen-Rechnungen enthält.
2. Messen (measure)
Wurde der Problembereich eingegrenzt, werden nun mehr Daten gesammelt. Es werden statistische Rechenverfahren angewandt, die die Kundenanforderungen berücksichtigen. Dabei können auch fehlerhafte oder veraltete Messsysteme gegen aktuellere ausgetauscht werden. Um Entscheidungen hinsichtlich zukünftiger Maßnahmen begründen zu können, sind diese Datenerhebungen essenziell, denn sie zeigen objektive Daten und Fakten auf. Fehlerursachen können somit klar identifiziert und eingegrenzt werden.
3. Analysieren (analyze)
Mit den erfassten Daten werden anschließend statistische Analysen durchgeführt. Ziel dieser Phase ist es, die Ursache der Diskrepanz zwischen Kundenanforderung und Produkt zu finden. Wichtig sind dabei vor allem Prozess- und Versuchsdaten, die relevante Prozesse der Wertschöpfungskette erfassen. Ist die Fehlerquelle identifiziert worden, geht es weiter zum nächsten Schritt.
4. Verbessern (improve)
Nachdem der gesamte Prozess analysiert und verständlich aufbereitet wurde, kann an Verbesserungsmaßnahmen gearbeitet werden. Diese zielen meist darauf ab, Fehler zu eliminieren und Verschwendung von Ressourcen zu senken. Um Verbesserungsmöglichkeiten und Lösungen zu finden, können unter anderem Methoden wie Brainstorming als kreative Hilfestellungen eingesetzt werden. Die gefundenen Lösungen werden meist erst in Testdurchläufen eingesetzt, um den tatsächlichen Nutzen zu erschließen. Anschließend werden breitere Maßnahmen auf alle betroffenen Bereiche ausgerollt. Das Ziel hierbei ist immer die Erfüllung der Kundenanforderungen.
5. Steuern (control)
Der letzte Schritt sichert die nachhaltige Umsetzung der Maßnahme. Viel zu oft werden Veränderungsprojekte zwar geplant und vielleicht auch begonnen, aber nur selten werden diese zu Ende gebracht. Durch strukturierte, regelmäßige Kontrollen werden Veränderungen messbar. Zur Aufrechterhaltung des neu umgesetzten Qualitätsstandards können auch Schulungen speziell zur Auffrischung für bestehende oder zur Einführung für neue Mitarbeitende in die Maßnahme eingebunden werden. Dieser fünfstufige Prozess kann aufwendig und teuer sein, die dadurch gestiegene Effizienz und Leistung sind jedoch mehr als Grund genug, kontinuierliche Verbesserung anzustreben. Nach diesem Schritt wird ein Review durchgeführt, indem die Ergebnisse bewertet werden. Ist alles gut verlaufen, kann das Projekt in die nächste Phase gehen.
Doppeltes Qualitätsmanagement
Einer der grundlegenden Unterschiede zwischen diesen beiden Methoden ist, dass Lean Management die Effizienz ganzer Unternehmensabläufe steigert, während Six Sigma auf Projektbasis die Effektivität erhöhen will. Beide Ansätze zu kombinieren und gleichzeitig zu implementieren, kann daher ein Erfolg versprechendes Werkzeug für Unternehmen sein, die nachhaltig ihre Effizienz und Kundenorientierung verbessern möchten. Neben den offensichtlichen, sofortigen Verbesserungen wie weniger Leerzeiten und Verschwendung, zeigen sich auch positive Effekte auf Kulturebene. Durch den ständigen Verbesserungsprozess des Lean Managements, der sich in Six-Sigma-Analysen direkt bemerkbar macht, schulen Mitarbeitende ihren Blick für Verbesserungsmöglichkeiten. Wo Six Sigma auf Kosteneinsparung den Schwerpunkt setzt, will Lean Management Zeit einsparen. Die Kombination verschiedener Methoden aus beiden Ansätzen schafft Vorteile sowohl in kleineren Projekten als auch im Gesamtprozess eines Unternehmens.
Fazit zu Lean Six Sigma
Beide Methoden haben gemeinsam, dass der Kunde und dessen Wünsche im Mittelpunkt stehen. Alles, was den Kunden unzufrieden macht, wird deshalb als Fehler eingestuft. Six Sigma wird von geschulten Experten angewandt, während den Denkansatz von Lean Management jeder Mitarbeitende umsetzen kann. Dadurch bildet die Kombination der beiden Ansätze Lean Six Sigma eine effektive Methode für nachhaltig fehlerfreie Qualität. Da die Umsetzung für ungeschulte Mitarbeitende keine leichte ist, ist die Inanspruchnahme externer Unterstützung durch Berater empfehlenswert.
Verwende so viel Zeit darauf, dich selbst zu verbessern, dass du keine Zeit hast, andere zu kritisieren.
Von Jim Rohn, US-amerikanischer Unternehmer
Literatur:
Womach, J., Jones, D., & Roos, D. (1990). The machine that changed the world: The story of lean production. New York: Rawson.
Chiarini, A. (2012). From total quality control to lean six sigma: evolution of the most important management systems for the excellence. Springer.
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