Stress und Konflikte: 4 effektvolle Wege aus der Bewegungslosigkeit
Sie fühlen sich aufgrund von Stress ausgelaugt und es fehlt Ihnen die nötige Energie um sich konfliktbehafteten Themen zu stellen? Ewige Diskussionen machen Sie müde und Sie haben schon gar keine Lust mehr an Problemlösungen zu arbeiten? Mit diesem Problem sind Sie nicht alleine!
Zu Beginn wollen wir klären warum es überhaupt so schwierig ist, Konflikte oder Auseinandersetzungen zu führen. Menschen haben unterschiedliche Meinungen und weil sich jeder mit seiner eigenen Meinung im Recht fühlt, kommt es oftmals zum Streit. Eigentlich eine „normale“ Situation, die sich schwer verhindern lässt. Aber warum gehen uns Konflikte so dermaßen an die Substanz? Was geht bei Auseinandersetzung in uns vor, wie empfinden wir im Streit, oder wenn wir kritisiert werden? Wie kann es passieren, dass wir in Konflikten manchmal die Kontrolle über uns selbst und über unsere Emotionen verlieren und dadurch Dinge tun oder sagen, die wir nicht wollten?
Stress und Konflikt
Der Faktor Stress ist sehr stark mit Konflikten verbunden. Wir werden jeden Tag mit Situationen konfrontiert, die uns herausfordern oder überfordern. Ob wir die Situation als stressig wahrnehmen hängt von unserer eigenen Bewertung ab. Wenn wir glauben die Aufgabe meistern zu können, mobilisieren wir eine Menge an Energie um Höchstleistungen zu erbringen. Wenn wir allerdings im Vorhinein bereits annehmen, der Situation nicht gewachsen zu sein, läuten die inneren Alarmglocken und Panik macht sich in uns breit.
Die kuschelige Komfort Zone
Tritt dieser Zustand der Panik ein, müssen wir unsere Komfort Zone, in der wir uns wohl fühlen, verlassen. In sozialen Situationen merkt man das oft daran, dass es unmöglich erscheint sachlich zu bleiben und man reagiert stattdessen emotional.
Diese Wahrnehmungseinschränkung wirkt wie ein „psychischer Nebel“ und äußert sich dadurch, dass die Wahrnehmung sehr selektiv wird, das Denken starr, das Fühlen verliert die Empathiefähigkeit und der Wille wird stur (Glasl 2002). Einfach ausgedrückt, im Streit verhalten wir uns oft wie Kleinkinder.
Die Konflikttypen
In diesem Zustand der Überforderung kommt es schnell zu Auseinandersetzungen, da Gefühle die Überhand gewinnen und das Denken eingeschränkt ist. Im Grunde gibt es zwei Verhaltensweisen, die im Konflikt auftreten. Die Überlegenheitshaltung, bei der Aggression die treibende Kraft ist, äußert sich zum Beispiel durch Wutausbrüche, verbalen Attacken oder Beschuldigungen. Auf der anderen Seite die Unterlegenheitshaltung, die durch Angst und Flucht vor der Situation gekennzeichnet ist und sich im „beleidigt sein“ oder im „klein beigeben“ äußert.
Welcher Konflikttyp sind sie? Werden Sie schnell wütend und starten einen „Angriff“ oder versuchen Sie der Situation zu entfliehen und sagen besser nichts? Oder schaffen Sie es Ihre Gefühle außen vor zu lassen und ganz sachlich und gelassen zu bleiben?
Was in uns vorgeht
Ob wir physisch oder psychisch in einem Konflikt angegriffen werden macht für unseren Körper und Geist eigentlich keinen Unterschied. Der Körper bereitet sich auf einen Kampf oder auf eine Flucht vor und wir werden von unserem Überlebenstrieb geleitet.
Zum einen stellen wir uns selbst unbewusst in den Mittelpunkt des Geschehens. Dies wird als Egozentrik bezeichnet und bedeutet nichts anderes als, dass man alles vom eigenen Standpunkt sieht und sich nicht in andere hineinversetzen kann bzw. die Dinge von einem anderen Blickwinkel betrachten kann.
Zum anderen versuchen wir so schnell wie möglich herauszufinden, wer unser Freund und wer unser Feind ist (Freund-Feind-Denken). Je stärker die Fronten der Konfliktparteien verhärtet sind, desto häufiger kommt es zu einem Schwarz-Weiß-Denken mit den dazugehörigen Gefühlen und Verhaltensweisen.
Die Tendenzen im Konfliktverhalten, ob wir dazu neigen in die Überlegenheitshaltung oder in die Unterlegenheitshaltung zu wechseln, lernen wir meist bereits in der Kindheit.
Diese sind stark in unseren Gewohnheiten und im Charakter verankert, damit wir schnell und instinktiv handeln können (Überlegenheitsstrategien).
Stress ≠ Konflikt
Was können wir dafür tun, dass Stress nicht zum Auslöser für Konflikte wird?
Nr. 1: Schaffen Sie Raum runter zu kommen!
In einer Stresssituation selbst ist es oft extrem schwer einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer das kann, Respekt! Sie kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen! Falls Sie Schwierigkeiten dabei haben, in einer verzwickten Situation negative Emotionen beiseite zu schieben, nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit. Konflikte, die man in sehr aufgebrachten Momenten anzettelt, benötigen mit Sicherheit mehr Streitschlichtungszeit als wenn Sie sich die Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen.
Nr. 2: Achten Sie auf sich selbst!
Versuchen Sie sich in einer stressigen Situation oder in einer Auseinandersetzung selbst zu beobachten und auf Körpersignale zu achten. Beginnt das Herz schneller zu schlagen, beginnen Sie zu schwitzen, bekommen Sie einen Druck im Kopf oder Schmerzen im Bauch? Wenn Sie diese Signale bemerken, können Sie auch schneller darauf reagieren und lernen, wie man damit umgehen kann.
Nr. 3: Sehen Sie der Angst ins Auge!
Nehmen Sie Herausforderungen an, ohne an „Könnte – Würde – Sollte“ zu denken, geben Sie einfach Ihr Bestes. Wenn Sie die Anforderungen nicht als Bedrohung wahrnehmen, kommt es erst gar nicht zur Panik und Sie können durch bewusstes Überlegen Lösungen finden und umsetzen.
Nr. 4: Achten Sie darauf was und wie Sie etwas sagen!
Die Kommunikation ist ein äußerst wichtiges Tool um Konflikte zu deeskalieren oder sie sogar zu vermeiden. In stressigen Momenten vernachlässigen wir oft den respektvollen Umgang miteinander. Allerdings ist gerade dann der Teamgeist und Zusammenhalt gefragt und man sollte auch bei begrenzter Zeit einen Moment der Wertschätzung finden. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier: Konfliktkommunikation
Wenn Sie diese Tipps im Hinterkopf haben, wenn Sie in einen Konflikt geraten oder ein konfliktbehaftetes Thema ansprechen wollen, werden Sie merken, dass Problemlösungen zu finden gar nicht so belastend sein muss, wie es bisher war. Durch die Selbstreflexion der eigenen Gefühle und Körpersignale können Sie die Kontrolle über Ihre Handlungen zurückgewinnen und können effektiv nach Lösungen suchen. Wenden Sie zusätzlich noch bestimmte Kommunikationsregeln an, wird ein gegenseitiges Verstehen möglich und Konflikte können vermieden oder Schritt für Schritt aufgelöst werden.
Wenn du wütend bist zähle bis Zehn, bevor du sprichst, wenn du sehr wütend bist bis Hundert.
von Thomas Jefferson
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Kommentar von Aline Kniestedt |
Hallo Carina, es klingt so logisch und einfach und doch ist es dann oftmals so schwer umzusetzen ;) Wobei ich im Beruf und im Privaten sehr unterschiedlich mit Konflikten umgehe und auch fast ein anderer Konflikttyp bin. Was im Job sehr gut funktioniert und konstruktiv gelöst wird, erweist sich im Privaten als eine viel größere Herausforderung, wo wir wohl wieder bei den Emotionen sind! Viele Grüße aus Leipzig Aline (blog.nicht-streiten.de)
Antwort von Carina Andorfer
Hallo Aline, erstmal vielen Dank, dass du immer wieder mit uns diskutierst. Ich finde es wirklich toll, dass du dich mit der Thematik beschäftigst und konstruktiv darauf eingehst. Du hast natürlich Recht. Geschrieben ist es immer schnell, das Geschriebene umzusetzen ist eine ganz andere Geschichte.