Der Superboss: Trotz Kryptonit zum Erfolg
Wie sieht Ihr Superboss aus? Welche Eigenschaften würden Sie wählen, wenn Sie sich Ihren eigenen Chef zusammenstellen könnten?
Dabei gibt es sehr, sehr viele Eigenschaften aus denen Sie wählen könnten: Kommunikativ, selbstsicher, entscheidungsfreudig, verantwortungsbewusst, kreativ, durchsetzungsfähig, motivierend, zuverlässig, fair, freundlich, hilfsbereit, kritikfähig, erfahren, flexibel, empathisch, und vieles mehr. Die Ansprüche und Erwartungen an Menschen mit Führungsverantwortung sind oft sehr hoch. Meist sind diese so hoch, dass ein Mensch dem gar nicht gerecht werden kann, außer er oder sie wäre Superman bzw. Superwoman.
Die Spanne zwischen dem wie man sich seinen eigenen Superboss vorstellt und der Realität ist leider oft sehr groß. Ich habe auf der Suche nach den „besten“ Chef-Eigenschaften eine Liste gefunden mit 70 Tipps, wie man eine bessere Führungskraft wird. Wow, was für eine Zahl. Wie soll das gehen? Neben den normalen Aufgaben im Job sollen diese 70 Tipps eingehalten werden. Ich persönlich konnte mir nicht einmal die ersten 20 davon merken, geschweige denn umsetzen.
Auf der anderen Seite zu all diesen Erwartungen steht nun eine Führungskraft, die noch keine Lösung gefunden hat, wie sie all diese Anforderungen erfüllen soll. Der simpelste und auch häufigste Weg aus diese Zwickmühle ist es einfach gar nichts zu verändern. So bleibt alles beim alten und beide Parteien sind unzufrieden.
Der erste Schritt, um diese Kluft zwischen Erwartungen und Realität zu schließen, ist die Erwartungen auf beiden Seiten herunterzuschrauben.
Als Mitarbeiter: Mein Chef der Superboss!?
Erwarten Sie nicht von Ihrem Chef Superman zu sein. Wir alle sind menschlich und somit sind unsere Fähigkeiten begrenzt. Versuchen Sie empathisch zu sein und auch kleine Fortschritte zu honorieren und zu schätzen.
Als Chef: Mut zur Imperfektion
Sie müssen nicht unfehlbar sein. Sie müssen nicht von heute auf morgen ein Superboss werden. Fangen Sie mit kleinen Schritten an. Versuchen Sie auf Ihre Mitarbeiter zuzugehen, auf ihre Bedürfnisse zu achten und Sie werden die Erfolge sehen.
Harte Fakten: Engagement und Führung
Falls Sie sich nun fragen, warum Sie überhaupt etwas an Ihrem Führungsverhalten verändern sollen, es hat doch bisher recht gut funktioniert, hier ein paar Zahlen und Fakten. Vielleicht kennen Sie den Engagement Index des Gallup Instituts? Dies ist die renommierteste und umfangreichste Studie zur Arbeitsplatzqualität in Deutschland.
In dieser Studie wird jedes Jahr die emotionale Bindung von Mitarbeitern an ihr Unternehmen erforscht. Diese emotionale Mitarbeiterbindung hängt unmittelbar mit dem Führungsverhalten des direkten Vorgesetzten zusammen. Auch wenn Sie die Studie bereits kennen, möchte ich ein paar Zahlen ins Gedächtnis zurückholen.
Der Index aus dem Jahr 2014 zeigt, dass ca. zwei Drittel aller Mitarbeiter (70 %) nur eine geringe Bindung an das Unternehmen haben. Etwa ein Viertel der Befragten haben bereits einmal auf Grund eines Vorgesetzten gekündigt. Haben die Mitarbeiter keine emotionale Bindung zum Unternehmen, schauen sie sich oft um neue Stellen um oder sind sogar aktiv bei der Umsetzung. Ist ein Mitarbeiter an diesem Punkt angekommen, macht er nur mehr das Nötigste und wird keine guten Ergebnisse mehr liefern.
Nicht nur die Produktivität und die Fluktuation sind Aspekte warum Sie Ihr Führungsverhalten weiterentwickeln sollten, auch Fehlzeiten aufgrund von Krankheiten, wie zum Beispiel Burnout und Depression, das Arbeitsklima sowie die Motivation der Mitarbeiter können verbessert werden.
Der alte Spruch, Mitarbeiter kommen wegen des Jobs und gehen wegen des Chefs, ist also kein Mythos.
Schritt für Schritt zum Superboss
Haben Sie sich entschieden die Challenge „Super Boss“ anzunehmen? Wie bereits erwähnt, Sie sollen sich nicht überfordert fühlen, sondern Schritt für Schritt in die richtige Richtung gehen.
Reflektieren Sie welche der folgenden Punkte Sie bereits gut umsetzen und wo Sie noch Entwicklungsfelder sehen. Veränderungen sind immer anstrengend und geschehen nicht von heute auf morgen, das muss Ihnen bewusst sein.
Klare und transparente Kommunikation
Kommunikation ist die Basis für erfolgreiche Zusammenarbeit, also auch das wichtigste Tool einer Führungskraft. Dabei geht es nicht nur darum, welche Informationen an die Mitarbeiter weitergegeben werden, sondern auch wie kommuniziert wird.
Delegieren von Aufgaben
Nur eine Führungskraft die Aufgaben gut delegiert kann auch erfolgreich sein. Den Gedanken, dass Sie selbst alles am besten und am schnellsten können müssen Sie ablegen. Versuchen Sie, nicht nur Aufgaben weiterzugeben, sondern auch den dazugehörigen Handlungsspielraum und die Verantwortung zu übergeben. Nehmen Sie sich aber die Zeit, ihre Mitarbeiter in die Aufgabe einzuführen, damit keine Fragen offenbleiben und kommunizieren Sie klar, was Sie erwarten. Nur so kann Ihr Team nachhaltig effektiver arbeiten. Mehr zu diesem Thema finden sie hier: 8 Fakten und das Delegieren wird zum Kinderspiel
Weiterentwicklung und Selbstreflexion
Versuchen Sie nicht nur Ihr Fachwissen in Form von Weiterbildungen zu entwickeln, sondern auch Ihre sozialen Fähigkeiten. Gehen Sie in sich und versuchen Sie herauszufinden, was Ihre Worte und Ihr Verhalten in anderen Menschen auslöst. So haben Sie nicht nur den Respekt Ihrer Mitarbeiter sicher, sondern sind auch auf menschlicher Ebene eine würdige Führungskraft.
Verantwortung übernehmen
Als Führungskraft sind Sie immer mitverantwortlich für Erfolge und auch Misserfolge. Wenn Sie nur die Lorbeeren für gute Ergebnisse einheimsen und für Fehler ihre Mitarbeiter verantwortlich machen, ist das Vertrauen schnell verpufft. Teilen Sie Erfolge mit Ihrem Team, so können auch schlechte Zeiten gemeinsam überwunden werden.
Konstruktives Feedback
Eine Rückmeldung über die Leistungen der Mitarbeiter ist einer der wichtigsten Motivationsfaktoren. Ein Feedbackgespräch findet immer unter vier Augen statt und hilft dem Mitarbeiter seine eigenen Leistungen besser einzuschätzen. Es können sehr gute Leistungen und Entwicklungen angesprochen, aber auch Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, allerdings immer unter Beachtung der Feedbackregeln.
Empathie und Werte
Versuchen Sie sich in Ihre Mitarbeiter hineinzuversetzen. Was sind ihre Bedürfnisse, wie geht es ihnen mit Ihrem Führungsstil und den vorherrschenden Arbeitsbedingungen? Erinnern Sie sich an die Zeit zurück, in der Sie selbst angefangen haben; was hat Sie damals motiviert, was waren Ihre Ziele? Überlegen Sie welche Werte Ihnen im Unternehmen besonders am Herzen liegen und tragen Sie diese nach außen.
Respekt und Wertschätzung
Ihre Mitarbeiter sind Menschen, genauso wie Sie ein normaler Mensch sind. Um erfolgreich MITEINANDER arbeiten zu können, muss ein respektvoller Umgang herrschen. Lassen Sie nicht raushängen, dass Sie das Sagen haben, sondern binden Sie Ihre Mitarbeiter in Entscheidungsfindungen ein. Fragen Sie nach der Meinung von Mitarbeitern und nehmen Sie Vorschläge wertschätzend entgegen. Nur so werden Ihre Mitarbeiter motiviert und innovativ arbeiten. Ein wertschätzendes Dankeschön ist oft die beste Belohnung und steigert die Mitarbeiterzufriedenheit.
Mentor-Rolle übernehmen
Sie haben Mitarbeiter, die wirklich Potenzial haben? Dann fördern Sie diese Talente, anstatt sie klein zu halten aus Angst, sie würden eines Tages Ihre Position übernehmen. Honorieren Sie ausgesprochen gute Leistungen und belohnen Sie diese nicht mit monetären Mitteln, sondern durch Ihre persönliche Förderung und Anerkennung. So steigt die intrinsische Motivation, gute Leistungen zu erbringen und Ihr Team wird sich ständig weiterentwickeln.
Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Thema gemacht? Gibt es Führungsaufgaben, die Ihnen besonders schwer oder leicht fallen? Arbeiten Sie für eine Führungskraft, die auf die oben genannten Punkte eingeht oder nichts davon beachtet? Was wünschen Sie sich von Ihrem Chef? Wir freuen uns mit Ihnen zu diskutieren!
Ich nehme an, dass Führung einst bedeutete Muskeln zu haben, aber heutzutage heißt es miteinander gut auszukommen.
von Nelson Mandela
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