Führungskompetenz: Selbstführung in sechs Schritten
Führungskompetenzen zu fördern und zu etablieren gehört zu einem der wichtigsten Punkte innerhalb der Personalentwicklung. Unsere Arbeitswelt befindet sich momentan in einem Wandel, der vermutlich zuletzt zur Zeit der Industrialisierung so groß war. Durch Digitalisierung entstehen neue Arbeitsweisen und völlig neue Organisationstrukturen. Das verlangt innerhalb von Unternehmen auch eine Veränderung der Führungskompetenzen. Einen zukünftig sehr wichtigen Punkt stellt die Selbstführung dar. Wieso es für Unternehmen essentiell sein wird, dass sich Führungskräfte und auch Mitarbeitende selbst führen können, erfahren Sie in diesem Artikel. Dazu geben wir Ihnen sechs grundlegende Schritte and die Hand, um die Führungskompetenz der Selbstführung im Unternehmen zu etablieren.
Die Führungskompetenzen der Zukunft
Wieso sind neue Führungskompetenzen nötig?
Wir befinden uns gerade mitten in der Veränderung zur Arbeitswelt 4.0. Durch die Digitalisierung müssen Unternehmen Wege finden, effizienter zu arbeiten. Bisher (und leider meistens auch noch immer) waren die meisten Firmen durch starke hierarchische Strukturen geprägt. Oben saß der CEO, der die Ziele im Blick hatte und diese weiter an andere Führungskräfte leitete, die das wiederum an ihre Mitarbeitenden weitergaben. Zwar konnte so das meiste kontrolliert werden, aber die Entscheidungsprozesse dauerten oft sehr lang. In der neuen Arbeitswelt funktioniert diese Art der Organisationstruktur immer weniger. Entscheidungen dauern zu lange, es kann auf Veränderungen nicht richtig reagiert werden, Kreativität wird untergraben. Eine Antwort darauf bieten die neuen Arbeitsweisen wie Agilität mit seiner SCRUM-Methodik oder der Holocracy-Ansatz. Die Strukturen und Hierarchien werden immer flacher, die Teams organisieren sich selbst. Es gibt nicht mehr die eine Person, welche die Struktur vorgibt, sondern alle sind am Wertschöpfungsprozess beteiligt. Damit das klappt, braucht es eine neue Art des Führens und neue Führungskompetenzen – wie die Selbstführung.
Was ist Selbstführung?
Self-Leadership kann ins Deutsche mit dem Begriff „Selbstführung“ übersetzt werden. Es stellt einen zielorientierten und selbstbeeinflussenden Prozess dar, durch den wir unsere persönliche Effektivität und Leistung steigern können. Bei diesem Prozess werden eigene Gedanken, Emotionen und letzten Endes unser Verhalten in eine positive Richtung gelenkt. Menschen, die sich gut selbstführen können, zeichnen sich durch ein hohes Maß an Selbstreflexion aus. Sie können ihre Gedanken und ihr Verhalten selbst beobachten und darüber nachdenken, es richtig einordnen und steuern. Damit haben sie Macht, Wissen und Kontrolle über sich selbst und ihr eigenes Verhalten.
Wer braucht Selbstführung?
Sich selbst beobachten, verstehen und beeinflussen zu können schadet wohl niemanden. Um Selbstführung als Führungskompetenz im Unternehmen etablieren zu können, müssen in einem ersten Schritt Führungskräfte geschult werden. Menschen lernen am Modell, was uns jemand vormacht, machen wir oft nach. Wenn sich eine leitende Person gut selbst führen kann, stehen die Chancen hoch, dass sich das früher oder später auf die Mitarbeitenden übertragen wird. Mitarbeitende müssen auch ohne Führungsfunktion diese Kompetenz entwickeln. Durch die Auflösung der hierarchischen Struktur braucht es ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Bei jedem einzelnen Teammitglied. Aber wie kann mehr Selbstführung erreicht werden?
In sechs Schritten zu mehr Selbstführung im Unternehmen
1. Selbstbeobachtung
Die Führungskompetenz Selbstführung stellt einen Prozess dar, bei dem man sich selbst positiv beeinflusst. Um das schaffen zu können, braucht es die sogenannte Selbstbeobachtung. Selbstbeobachtung meint, dass wir unsere innere Welt, also unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen genau unter die Lupe nehmen. Wenn wir uns selber nicht beobachten können, ist es uns nicht möglich, uns selbst Rückmeldung zu unserem Verhalten zu geben. Wir sind immer vom Feedback anderer abhängig und können uns nicht eigenständig weiterentwickeln. Das hemmt die persönliche Effektivität und damit unsere Leistung bei der Arbeit. Sich selbst zu beobachten, kann anfangs schwer sein. Aus diesem Grund sollte man mit kleineren Schritten starten. Fragen Sie sich: „Wie fühle ich mich in dieser Situation gerade? Wie verhalte ich mich? Wo ist der Zusammenhang? Bin ich mit meinem Verhalten zufrieden, oder könnte ich es noch weiter verbessern?“
2. Sich selbst Ziele setzen
Damit kommen wir schon zum zweiten Schritt: sich selber Ziele setzen. Wer über sein Verhalten reflektiert, kann sich früher oder später Ziele zur Verbesserung setzen. Selbst gesetzte Ziele stellen eine große Motivation für uns Menschen dar. Arbeiten wir kontinuierlich auf ein Ziel hin und erreichen es, haben wir ein Erfolgserlebnis – und das tut gut. Damit Ziele auch erreicht werden können, müssen sie am besten schriftlich formuliert sein. Eine gute Methode bietet nach wie vor der Ansatz der „SMARTen“ Zielsetzung. Ziele sollen Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert formuliert sein.
3. Selbstgespräche und -erinnerungen
Um unsere Ziele erreichen zu können, brauchen wir gute Gespräche mit uns selbst. Oft erreicht man nicht alles sofort oder es kommen Zweifel auf. Hier kann man sich durch positive Sätze wie „Ich schaffe das!“ oder „Ich kann das!“ selbst bestärken. Um seine Ziele oder auch die Selbstbeobachtung nicht zu vergessen, sollte man sich immer wieder daran erinnern. Hierbei können kleine Zettel oder Bildchen im Blickfeld helfen, genauso wie Morgen- oder Abendroutinen, in denen man über den Tag und mögliche Fortschritte reflektiert. In der Regel muss eine Tätigkeit bis zu dreißigmal wiederholt werden, damit sie zur Routine wird. Es heißt also: Dranbleiben!
4. Natürliche Belohnungsstrategien
Im ersten Schritt habe ich schon erwähnt, dass uns Selbstbeobachtung und auch Selbstführung unabhängig von unserer Umwelt und anderen Menschen macht. Für die Arbeit die wir machen, müssen wir auch belohnt werden – Lob und Anerkennung sind Grundbedürfnisse von Menschen. Oft kommt dieses Lob nicht von außen, deshalb ist es wichtig Wege zu finden, sich selbst zu belohnen. Damit meine ich aber nicht die Tüte Chips auf der Couch nach einem langen Arbeitstag. Die beste Form einer natürlichen Belohnung ist Arbeit, die uns Spaß macht und Freude bereitet. Oft kommt es dadurch zu einem FLOW-Erlebnis. Wir versinken völlig in unserer Arbeit und nehmen weder Zeit noch Raum war. Am Ende sind wir stolz, dass wir etwas geschafft und erreicht haben. Also: achten Sie darauf, sich eine förderliche Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Sie in ihre Arbeit versinken können und kümmern Sie sich um Aufgaben, die Ihnen Freude bereiten. Lernen Sie, sich auch mal selber auf die Schulter zu klopfen!
5. Gruppenoptimierung
Die ersten 4 Schritte zeigen, wie man bei sich selbst die Führungskompetenz Selbstführung ausbauen kann. Aber wie kann das im Unternehmen gelingen? Der Grund, wieso ich zuerst die Schritte für die Verbesserung der eigenen Selbstführung gelistet habe, ist folgender: wir Menschen lernen von unserem sozialen Umfeld. Zeigt unsere Führungskraft hohe Fähigkeiten in der Selbstführung ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir sie irgendwann nachahmen. Wenn eine oder mehrere Personen mit gutem Beispiel voran gehen, erhöht das die Leistungsfähigkeit im gesamten Team. Wenn die Selbstführung in einem ganzen Team oder Unternehmen verbessert werden soll, müssen Sie also erstmal an sich selber arbeiten. Im weiteren Verlauf können Sie auf Teammitglieder achten, die ähnliche Verhaltensweisen zeigen. Sprechen Sie sie darauf an und loben Sie sie. Sie können unter Umständen sogar noch voneinander lernen. Mitarbeitenden, die (noch) wenig Selbstführung zeigen, können so die ein oder andere Verhaltensweise abschauen. Selbstführung kann zudem durch Feedback-Gespräche gefördert werden.
6. Selbstreflexion ermöglichen
Selbstbeobachtung und Selbstreflexion ist nicht immer leicht. Selbst wenn wir uns viel Mühe geben, kann es immer wieder einen „blinden Fleck“ geben. Wir bemerken manche Punkte, die wir noch weiter verbessern können, einfach nicht. Hier kann ein Tool wie zweikern Analytics helfen. Mittels eines speziell für das Unternehmen entworfenen Fragebogens können die eigene Meinung, Fähigkeiten und Verhaltensweise abgebildet und sofort ausgewertet werden. Das ermöglicht neue Sichtweisen und erleichtert den Ausbau der Selbstführung und anderen wichtigen Führungskompetenzen im Unternehmen. Das hilft sowohl den Führungskräften wie auch den einzelnen Mitarbeitenden, sich weiterzuentwickeln. Oft erkennt man mögliche Probleme nicht auf den ersten Blick. Vielleicht würden die Mitarbeitenden beispielsweise gerne mehr Selbstführung zeigen, haben aber das Gefühl, von der Führungskraft den entsprechenden Freiraum zu bekommen? Kommunikation und Transparenz ist hier wiedermal die wichtigste Grundlage - wir helfen Ihnen gerne dabei, diese zu ermöglichen und ihr Unternehmen für die Zukunft zu stärken.
Wie stehen Sie zum Thema Selbstführung? Welche Führungskompetenzen werden Ihrer Meinung nach zukünftig wichtig werden?
Der weise Mensch kennt die anderen, indem er sich selbst beobachtet.
von Deng Ming-Dao
Literatur
Furtner, M. (2017). Self-Leadership: Basics. Springer-Verlag.
Negri, C. (2019). Führen in der Arbeitswelt 4.0. Springer.
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Kommentar von Thomas L. |
Hallo Corinna,
Selbstführung ist ein Thema, was vor allem in neuen Führungsprinzipien eine wesentliche Rolle spielt. Meiner Meinung nach ist aber nicht jedem vergönnt, sich selbst führen zu können, weil einfach notwenidige Voraussetzungen fehlen. Auch ist meiner Meinung nach Selbstreflexion nicht immer fruchtbar, weil man doch aus seinem eigenen Denksystem nicht ausbrechen kann. Da hilft auf jeden Fall ein Tipp oder ein Coaching vonseiten meiner Führungskraft um mir neuen Input zu geben. Im ganzen Thema Selbstoptimierung und Individualisierung hat diese Methode aber durchaus seine Daseinsberechtigung und verdient, betrachtet und geübt zu werden!
Vielen Dank für den Artikel, würde gerne mehr davon lesen!