
Fehlermanagement: Ohne Fehler keine Innovation!
Viele Unternehmen versuchen, die Entstehung von Fehlern um jeden Preis zu vermeiden. Die Folge sind hohe Kontrolle, wenig Freiheit und weitreichende Fehlerpräventionsansätze. Menschen sind jedoch keine Maschinen, und auch wenn viele möglichen Fehlerquellen berücksichtigt werden, passieren doch immer wieder Fauxpas. Ist die Konsequenz Beschämung und noch strengere Kontrolle, wird jegliche Kreativität und Innovation im Keim erstickt. Produktiver ist deshalb eine Unternehmenskultur mit ausgeprägtem Fehlermanagement, in der neue Ideen aufblühen können und aus Fehlern gelernt wird. Diesen positiven Effekt belegen auch Studien: Eine positive Fehlerkultur korreliert mit einer höheren Zielerreichung und besserem ökonomischen Erfolg von Unternehmen. Wie produktives Fehlermanagement aussieht, lesen Sie im Artikel von zweikern.
Fehlermanagement = Fehlerkultur?
Fehler sind unerwünschte Ergebnisse eines Prozesses, die vom Wunschzustand abweichen. Passieren können diese jedem von uns, ob durch aktive Handlungen oder durch das Unterlassen von erwünschten Aktionen. Die Gründe von Fehlern sind genauso vielfältig wie ihre Konsequenzen, seien es Produkte der menschlichen Natur wie Vergesslichkeit und Unwissenheit oder aber das Resultat eines Systemfehlers. Fehlermanagement beschreibt den offenen Umgang mit Fehlern, um die Ursache zu finden und zukünftige Mängel zu vermeiden. Produktives Fehlermanagement muss gelernt werden und zählt zu den wichtigsten Soft Skills von Führungskräften. Das Ziel besteht dabei darin, die negativen Konsequenzen von Fehlern so gering wie möglich zu halten und die positiven Konsequenzen zu stärken. Unter negativen Folgen versteht man dabei Stress, Lieferverzögerungen und Qualitätsprobleme während die positiven Aspekte resultierende Lernprozesse und Innovationen umfassen.
Der Begriff der Fehlerkultur hingegen beschreibt weniger die einzelnen Maßnahmen, die auf Missgeschicke folgen, als vielmehr die generelle Einstellung gegenüber Fehlern innerhalb des Unternehmens. Kritische Fehlerkulturen sanktionieren Fehler, während konstruktive Fehlerkulturen Fehler ohne Schuldzuweisungen akzeptieren und zur Weiterentwicklung nutzen. Fehlerkultur ist eine Atmosphäre, die auch die Art und Weise des Fehlermanagements bestimmt. Die beiden Begriffe zu trennen ist nicht einfach, da sie sich gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängig sind. Die Fehlerkultur ist ähnlich der Unternehmenskultur ein weicher Faktor, der aber wesentlichen Einfluss auf harte Faktoren wie Wettbewerbsfähigkeit und Qualitätsstandards nimmt und deshalb nicht vernachlässigt werden sollte. Dieser Artikel befasst sich verstärkt mit dem Fehlermanagement von Organisationen. Mehr über die Merkmale einer produktiven Lernkultur lesen Sie im Beitrag Shit Happens: Fehlerkultur in Unternehmen.
5 Phasen des Fehlermanagements
Wird eine konstruktive Fehlerkultur etabliert, kann das spezifische Fehlermanagement an die jeweiligen Gegebenheiten der Abteilungen angepasst werden. Was jedoch über jeden Bereich gleichbleibt, sind die fünf Phasen des Fehlermanagements.
1. Entdeckung
Fehler werden häufig bei Qualitätskontrollen oder während des Arbeitsalltags entdeckt. In Systemen mit sich langsam ändernden Kennwerten kann es unter Umständen länger dauern, bis Fehler ausfindig gemacht werden. Auch Beschwerden von Kunden können auf Missstände aufmerksam machen. Die Vorteile einer offenen Fehlerkultur machen sich bereits beim ersten Schritt des Fehlermanagements bemerkbar, da Mitarbeitende viel eher auf Fehler aufmerksam machen, wenn sie keine negativen Konsequenzen befürchten müssen. Es werden keine Schuldigen gesucht, sondern Möglichkeiten, Abläufe weiter zu verbessern. Diese Priorität muss auch klar an die Mitarbeitenden kommuniziert und auf allen Ebenen gelebt werden, wenn ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess funktionieren soll.
2. Diagnose
Im zweiten Schritt des Fehlermanagements wird der gefundene Fehler so genau wie möglich analysiert. Dazu kann ein Fehlerprotokoll verwendet werden, das alle relevanten Fakten enthält. Passiert der Fehler an einer Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, werden alle Bereiche der Maschine begutachtet, die zum Fehler beitragen könnten. Je nach Art und Schweregrad des Fehlers wird darüber entschieden, wer darüber aufgeklärt wird und in welchem Zeitrahmen. Fragen, die dabei beachtet werden, können sein: Ist ein Mensch zu Schaden gekommen? Hat der Fehler rechtliche Konsequenzen? Lässt er sich maschinell beheben?
3. Kompensation
Vor allem bei komplexeren Fehlern kann es mehrere Wochen dauern, bis die Fehlerquelle gefunden und behoben worden ist. Ist eine vollständige Korrektur nicht sofort möglich, können vorübergehend Maßnahmen eingeführt werden, die den entstandenen Schaden minimieren. Der Betrieb kann dadurch so lange aufrechterhalten werden, bis der Fehler behoben wurde.
4. Korrektur
Und damit sind wir auch schon beim vierten Schritt angelangt, der Fehlerkorrektur. Sowohl die Ursache als auch die Lösung des Fehlers sollten mit dem betroffenen Team besprochen werden, um alle Mitarbeitenden auf den gleichen Stand zu bringen und eine einheitliche Vorgehensweise zu ermöglichen.
5. Prävention
Damit der gleiche Fehler nicht ein Jahr später wieder gemacht wird, werden im Team Präventionsmaßnahmen entwickelt, die vorbeugend wirken. Fehler werden dabei nicht als negativ behaftete Fauxpas kommuniziert, sondern als Lernmöglichkeit, die Platz für Innovation schafft. Bei der Prävention geht es auch nicht darum, Fehler in allen Bereichen zu verhindern, sondern typgleiche Fehlerquellen zu identifizieren. Wurde beispielsweise ein maschineller Fehler entdeckt, könnte dieser auch bei anderen Maschinen der gleichen Art auftreten.
Fazit zum Fehlermanagement
Fehler sind ein natürlicher Teil menschlichen Handelns und sollten auch als solche betrachtet werden. Je mehr wir uns gegen Fehler sträuben, desto schwieriger wird es, Fortschritte zu machen. Eine positive Fehlerkultur einzuführen, ist keine leichte Aufgabe und gelingt nicht von heute auf morgen, sind der Mühe aber mehr als wert. Beratungsmethoden und Schulungen können für Führungskräfte und Mitarbeitende eine hilfreiche Stütze bilden.
Zeigen Sie mir jemanden, der noch keinen Fehler gemacht hat, und ich zeige Ihnen einen Menschen, der noch nie etwas geleistet hat.
Von Theodore Roosevelt
Literatur:
van Dyck, C., Frese, M., Baer, M., & Sonnentag, S. (2005). Organizational Error Management Culture and Its Impact on Performance: A Two-Study Replication. Journal of Applied Psychology, 90(6), 1228–1240.
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