Shopfloor Management: Werkstatt der optimalen Führung
Auch diese Woche dreht sich der Blogartikel rund um das Thema Management, nämlich einer bestimmten, „schlanken“ Methode: dem Shopfloor Management. Dem Lean Management sehr ähnlich, wird dabei versucht, Prozesse in Unternehmen möglichst effizient zu gestalten. Sei es in der Produktion oder in der Buchhaltung, Shopfloor Management wird inzwischen in verschiedensten Anwendungsbereichen erfolgreich umgesetzt. Im Zentrum dieser Methode steht die enge Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Die vier Elemente Führung, Kommunikation, Visualisierung und Problemlösung sind Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und werden auf die Organisation angepasst. Wie die Umsetzung dieser Werkstatt der optimalen Führung aussieht, lesen Sie im folgenden Artikel.
Führung am Ort der Wertschöpfung
Beim Shopfloor Management geht es grundsätzlich darum, die Aufgaben von Führungskräften in der Fertigung laufend zu optimieren. Das Ziel dabei ist es, eine kontinuierliche Prozessverbesserung zu erreichen. Erreicht werden soll dies durch eine optimale Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Inspiriert durch Lean Management, orientiert sich auch Shopfloor Management an typisch „schlanken“ Denkweisen und Werten, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr Wind aufnahmen. Die permanente Verbesserung der Produktionsabläufe ermöglicht eine Ausrichtung hin zu den übergeordneten Zielen des Unternehmens. Diese Ziele sollten daher vorher bereits in die Unternehmenskultur integriert sein. Die Anforderungen an die Führungskraft und die Mitarbeitenden werden so ausgelegt, dass dem Kunden ein möglichst gutes Angebot unterbreitet werden kann.
Um diesen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in den Alltag des Teams zu integrieren und aktiv zu fördern, wird häufig ein Shopfloor Management Board verwendet. Das Board zeigt den aktuellen Stand von Projekten und wird laufend aktualisiert. Diese Hilfestellung ist besonders auch für Personen hilfreich, die mit dem Projekt nicht besonders vertraut sind und sich einen Überblick über aktuelle Vorgänge verschaffen wollen. Zudem treffen sich Führungskräfte und Mitarbeitende täglich am „Ort des Geschehens“, also der jeweiligen Abteilung, um aktuelle Probleme und Störungen aufzuarbeiten. Anschließend werden gemeinsam Lösungsstrategien entwickelt und Maßnahmen eingeleitet. Probleme werden dadurch sofort an Ort und Stelle analysiert, anstatt erst Tage bis Wochen später, wenn bereits Schaden entstanden ist. Somit entsteht eine lernende Organisation, die Stillstand um jeden Preis verhindern möchte. Denn um erfolgreich zu sein trotz ständigem Wandel, sind kurze Reaktionszeiten ausschlaggebend.
4 Schritte im Shopfloor
In der Bemühung, eine einheitliche, praktische Umsetzung des Shopfloor Managements zu beschreiben, analysierten Forscher (Peters, 2009) die Gemeinsamkeiten erfolgreicher Unternehmen. Identifiziert wurden dabei vier Elemente, die produktives Shopfloor Management ermöglichen.
1. Führung
Führungskräfte nehmen in den Shopfloor-Prozessen eine zentrale Rolle ein, weshalb auch hohe Erwartungen an sie gerichtet werden. Eine dieser Erwartungen betrifft die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Um aus Fehlern lernen zu können, müssen diese auch zugelassen und akzeptiert werden. Menschen, die sich selbst gegenüber achtsam und wertschätzend sind, zeigen diese Haltung meist auch anderen gegenüber. Für eine positive Fehlerkultur ist Selbstreflexion deshalb eine Kernkompetenz. Hand in Hand mit der Forderung nach einer Fehlerkultur geht auch die Verbindung mit den Mitarbeitenden. Führungspersonen, die fernab vom eigentlichen Geschehen „regieren“, haben meist wenig Ahnung von den alltäglichen Abläufen und Störquellen der Teammitglieder. Deshalb wird von Führenden im Shopfloor Management erwartet, häufigen Kontakt zu den Mitarbeitenden zu suchen. Dieser Austausch ermöglicht nicht nur einen effizienteren Umgang mit Planabweichungen, sondern stärkt auch die Bindung und das Vertrauen innerhalb des Teams. Zu guter Letzt wird von Führungskräften im Shopfloor Management erwartet, die Unternehmensziele zu vertreten und sie in ihren jeweiligen Abteilungen und Gruppen umzusetzen. Dazu zählen sowohl langfristige Visionen als auch kurz- und mittelfristig gesteckte Ziele, die erreicht werden sollen. Die konkrete Umsetzung erfolgt vor Ort über zeitliche und inhaltliche Überlegungen.
2. Kommunikation
Wie bereits erwähnt, ist der Aufbau einer Beziehung zwischen Führungskräften und deren Teams im Shopfloor Management eine zentrale Komponente. Eine Grundvoraussetzung für ein tragfähiges Wir-Gefühl ist die Kommunikation auf Augenhöhe. Durch gute Kommunikation werden Missverständnisse vermieden und alle Beteiligten ermutigt, neue Ideen einzubringen. Ein weiteres Ziel, das Führungspersonen dabei verfolgen sollten, ist demnach auch die Förderung des Selbstmanagements der Mitarbeitenden. Nicht nur innerhalb von Abteilungen, sondern auch zwischen diesen ist gute Kommunikation ein Muss. Agile Unternehmen bestehen aus Zahnrädern, in diesem Fall Abteilungen, die nahtlos ineinandergreifen. Bei Schnittstellen innerhalb der Organisation passiert dies durch das Abgleichen von Entscheidungen und eine schnelle Reaktionsfähigkeit.
3. Visualisierung
Mit Visualisierung ist im Shopfloor Management die Darstellung von projektrelevanten Daten gemeint. Dies erfolgt vor allem durch das Management Board, das verschiedenste Daten abbildet: Den konkreten Auftrag, anhand dessen der Fortschritt gemessen wird, der aktuelle Stand der Dinge, vorliegende Probleme und was dagegen unternommen wird. Diese Informationen werden mittels Kennzahlen dargestellt, die möglichst kurz und prägnant das Wichtigste abbilden, also beispielsweise Kosten, Stichtage oder Personen.
4. Problemlösung
Aufbauend auf der Stärkung des Selbstmanagements der Mitarbeitenden wird auch deren Problemlösungsfähigkeit gefördert. Maßnahmen, die bestimmte Problembereiche verbessern sollen, werden beim Shopfloor Management an die spezifischen Gegebenheiten der Abteilungen angepasst. Das Ziel dabei ist nicht, möglichst komplexe Methoden umzusetzen, sondern möglichst einfache und zugleich effektive. Mit etwas Übung und guter Kommunikation laufen die vier Elemente des Shopfloor Management zunehmend automatisch ab und Probleme werden gemeinsam schnell gelöst.
Fazit zu Shopfloor Management
Möchte man diese Arbeitsmethode in ein Unternehmen integrieren, gibt es spezielle Trainings, die in Anspruch genommen werden können. Sind die Mitarbeitenden und Führungspersonen mit den Grundzügen vertraut, können die spezifischen Methoden immer wieder verbessert und verändert werden. Das Shopfloor Management Board ist eine wichtige Komponente, die Kennzahlen und Hindernisse visuell darstellt. Durch regelmäßige Meetings der Führungskraft mit den Mitarbeitenden im Shopfloor wird nicht nur die Beziehungskomponente gestärkt, sondern auch die Innovationsfähigkeit.
Wer verliert und nicht ehrlich reflektiert, der gewinnt noch nicht einmal an Erfahrung.
Von Martin Matzat, Blogger und Autor
Literatur:
Künzel, H. (2016). Erfolgsfaktor Lean Management 2.0. Springer Berlin Heidelberg.
Peters, R. (2009). Shopfloor Management. Führen am Ort der Wertschöpfung. Stuttgart: LOG_X.
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